Ingo Glase über kulinarische Entschleunigung.

Wer möchte Weihnachten am Herd stehen, wenn im Wohnzimmer schon das große Geschenke-Auspacken losgeht und die Korken knallen? Richard Kägi möchte das nicht und verrät sogar seinen kulinarischen Entschleunigungstipp: zwei Kalbshaxen für acht Esser, im Ofen geschmort mit Olivenöl, Butter, Zwiebeln, Knoblauch, Sardellen und Weißwein. Nur ein größerer Schluck davon kommt in den Bräter, der Rest ins Glas, während man in aller Ruhe darauf wartet, dass das Essen fertig ist und dem Weihnachtstrubel zuschaut. Zur Haxe gibt es übrigens Kartoffelpüree.

Kägi kocht, weil er gern kocht und noch lieber gut isst. Er bezeichnet sich als Foodscout, was so viel wie Essensucher bedeutet. Für neue Rezepte reist er in die entferntesten Ecken der Welt, immer der Nase nach, sozusagen. Er mag einfache Gericht, wobei diese immer die besten Zutaten brauchen, denn der Geschmack der wenigen Bestandteile vermischt sich nicht mit Dutzenden Konkurrenten, sondern jede Komponente steht für sich und muss bestehen. Genauso ungewöhnlich wie er selbst ist sein neues Kochbuch „Kägi kocht“, einfach und bodenständig, aber weltoffen und experimentierfreudig. Wem eine Zutat nicht passt, der lässt sie einfach weg oder tauscht sie durch eine andere aus, rät Kägi. Es ist, glaube ich, auch das erste Kochbuch, das ein eigenes Kapitel für „Kapern und Sardellen“ enthält, den Geschmack des Mittelmeers. So schmeckt auch die entsprechende Pizza, belegt mit Kapern, Sardellen und Knoblauchscheiben, bestreut mit Oregano, Chiliflocken und Parmesan. Einfacher geht es kaum, da sollte man lieber keine Zutat weglassen. Statt in Essig eingelegter Kapern sollte man übrigens eingesalzene nehmen, damit die Pizza nach Kapern schmeckt und nicht nach Essig.

„Kägi kocht“, at Verlag, 304 S., 45 Euro