Ingo Glase über den richtigen Start in den Tag.

Homeoffice, Schuloffice (oder wie derzeit Ferien mit Ausgangssperre), häusliche Isolation oder gar Quarantäne, momentan verbringen die meisten Menschen so viel Zeit zu Hause wie noch nie. Von morgens bis abends gemeinsam unter einem Dach, das verlangt eine völlig neue Organisation des Zusammenlebens. Das beginnt mit der Selbstdisziplin des Aufstehens und setzt sich nahtlos fort.

Statt des schnellen Kaffees auf dem Sprung ist nun plötzlich Zeit für ein richtiges Frühstück, so mit gekochtem Ei, Brötchen, Aufschnitt und Marmelade. Was aber einmal in der Woche (in der Regel am Sonntag) immer ein schöner Start in den Tag war, verkommt bei der täglichen Wiederholung zur langweiligen Routine. Klar, Kaffee geht immer und das Ei kann man auch mal braten, aber dann?

Immerhin ist das Frühstück die wichtigste Mahlzeit, sie entscheidet, wie man in den Tag kommt und wie er verläuft. Von daher bin ich für jede Frühstücksidee dankbar – über 50 davon stellt das neue Kochbuch „Brunch ist tot – es lebe das Frühstück“ vor. Süß oder herzhaft, deftig oder gesund, schwer oder leicht, einfach oder aufwendig – von Müsli und Porridge bis zu Bratwurstbrötchen und Blutwurstfladen sowie Eierkuchen und Pancakes in unzähligen Varianten ist für Frühaufsteher und Morgenmuffel alles dabei. Zwei Kapitel sind eigens dem Frühstücksei gewidmet, eines davon dem berühmten Ei Benedict, dem König der Eier.

Das pochierte Ei kann danach auch mit Räucheraal oder scharfer Chorizo, Hühnerbrust oder Salat aufgepeppt werden. Obwohl ich gern Konfitüren koche, mag ich es zum Frühstück lieber herzhaft. Deshalb gefiel mir das vom Full English Breakfast abgeleitete „englische Brötchen“ ziemlich gut (kleine Bratwürstchen, gebackene Bohnen, Rührei und eingelegte Pilze auf die untere Hälfte eines Brötchens türmen und schnell aufessen, ehe es umfällt). Zum Frühschoppen gibt es dann Weißwurst auf chinesisch: Weißwurstscheiben in Weißbierbrühe mit Frühlingszwiebeln und Croutons. Am meisten freue ich mich aber auf Martini, denn für November empfehlen die Autoren die Martinsstulle: geröstete Mischbrotscheiben mit Preiselbeermayonnaise, Rotkrautsalat und Fleisch aus der Gänsekeule belegen. Was für ein Brummer. Aber ob man dann noch Zeit für ein gutes Frühstück hat?

„Brunch ist tot – lang lebe das Frühstück!“, Südwest Verlag, 172 Seiten, 22 Euro.