Ingo Glase über die Kräuterkunde.

Gänseblümchen und Löwenzahn, Dahlien und Lavendel, Kornblumen und Begonien – viele Blüten sehen nicht nur gut aus und erfreuen das Herz, sondern schmecken auch ganz gut und streicheln das Auge, das isst ja bekanntlich mit. Und sollte übrigens nicht unterschätzt werden, je besser ein Essen aussieht, umso besser schmeckt es schon von vornherein.

Hildegard von Bingen, Universalgelehrte des 11. Jahrhunderts, beschäftigte sich Zeit ihres Lebens mit den heilenden Kräften von Kräutern und Blüten. Ob Erkältung oder böser Magen, schlimmer Darm oder unreine Haut, schmerzende Knochen oder strapazierte Nerven, gegen alles ist ein Kraut gewachsen, man muss es nur kennen – und dann auch finden. Für die Suche nach den natürlichen Heilmitteln hat selbst Hildegard von Bingen keinen Geheimtipp parat, aber für die Verwendung jedes einzelnen Krauts hatte sie immer eine Idee parat: über 180 Rezepte sind im Kräuterkochbuch „Hildegard von Bingen: Heilküche“ (Trias Verlag, 272 Seiten, 24,99 Euro) versammelt. Die Autorin Jutta Isabella Martin, die „Hildegard vom Bodensee“, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Vermächtnis der Heiligen. Sie erklärt von Akelei bis Ysop die Heilkraft der Kräuter und verrät die besten Kräuter-Rezepte aus Hildegards Küche.

Neben Kastanien-Zwiebel- und Zucchini-Minze-Suppe empfiehlt sie Spargelsalat mit Himbeeren, Apfelstrudelaufstrich und Lachscreme, aber auch Lammhaxe mit Rosmarinsoße oder gefülltes Hähnchen: Dafür wird der Gockel innen und außen mit Steinsalz, Ysop, Quendel und Rosmarin eingerieben, mit Apfel-Zwiebel-Dinkelreis (bereits gegart) gefüllt , im Ofen gebacken und dabei immer wieder mit Butter bestrichen. Dazu wird Apfelmus gereicht. Schmeckt super und wirkt reinigend für Leber und Lunge. Nur die Kräuter muss man vorher selber finden.