Ingo Glase über den Glaubenskrieg in der Küche.

Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten – manche Diskussionen erinnern aber eher an den Klassenkampf und Glaubenskrieg, als an die fröhliche Suche nach einem kulinarischen Konsens.

Dabei geht es gar mal nicht darum, ob man etwa Grützwurst, Austern oder Flecke (also Kutteln) mag, sondern um Kombinationen. Beispielsweise, ob man Senf oder Ketchup zur Bratwurst nimmt, Kartoffeln oder Klöße zu „Karpfen blau“ serviert oder Paprikaschoten mit Hackfleisch oder Reis füllt.

Doch die Geschmackstrennung beginnt schon im Kindergarten: gehört man zur Fraktion Milchreis oder Grießbrei? Für die einen sind die weichen Körner unerlässlich – und der homogene Brei ein Grauen, für die anderen ist es genau andersrum. Selten mag man beides.

Auch die fluffigen Hefeklöße sorgen oft für erbitterte Diskussionen. Meist werden sie (wie bei uns zu Hause) mit eingekochten Heidelbeeren, Kirschen, Erdbeeren oder gelbem Obst serviert (wahlweise noch mit Zucker und Zimt und ausgelassenem Speck oder Vanillesoße) oder – wie bei meiner Tante Bärbel in Naumburg – als herzhafte Variante, etwa mit Gulasch, was mir (zumindest in der Kindheit) die Besuche dort etwas vermiesten.

Eine weitere Idee habe ich im „Heimatlon“-Kochbuch von Biathlon-Star Kati Wilhelm entdeckt: sie bereitet erstens die Klöße aus Weizen- und Dinkelmehl zu (das macht sie fester und herzhafter) und brät sie dann – zweitens – in dicken Scheiben von beiden Seiten in Butter knusprig an. Dazu gibt es frisch gehackte Kräuter.

Darauf kann man sich ja einigen. Und als Dessert gibt es frische Hefeklöße mit Heidelbeeren. Ungebraten.