Ingo Glase über die Vielfalt der Knödel.

Nicht selten im Leben haben Zufälle, Verwechslungen oder Pannen ungeahnte Folgen. Das Penicillin wurde so entdeckt, das Gravitationsgesetz – und der Knödel. Angeblich durch ein Missgeschick beim Brotbacken entstand der erste Knödel, der dem Pechvogel offenbar so gut schmeckte, dass er seinen Fehler wiederholte und damit die Welt rund um Österreich begeisterte.

Der Begriff Knödel leitete sich übrigens vom „Mitteldochdeutschen Knoten“ ab, vermutlich, weil man eben alle Zutaten zusammenknoten muss, um einen fluffigen Semmel-, festen Kartoffel- oder saftigen Speckknödel zu bekommen. Vor allem in Österreich, Böhmen, Bayern und Südtirol steht der Knödel in irgendeiner Variante immer auf der Speisekarte. Schließlich behauptet ein oberösterreichisches Sprichwort: Wer keinen Knödel isst, hat den ganzen Tag Hunger.

Und dafür gibt es eigentlich keinen Grund, denn die Knödel-Vielfalt ist riesig. Neben reinen Semmel- oder Kartoffelknödeln als Beilage für deftige Fleisch- und Fischgerichte sind allein schon die süßen Dessert-Knödel eine Sünde wert, etwa Marillenknödel mit Nougat und Marzipan, Kürbiskern-Hefeknödel mit Schokoladenfülle und Preiselbeerragout oder Vanilleeisknödel mit Bratapfelfülle.

Ob Nachtisch, Vorspeise oder Hauptgang – „alles Knödel“. Unter diesem Titel (Stocker Verlag Graz, 16,90 Euro) finden sich die 100 besten Rezepte aus Österreichs Küche.

Die Frühlingsspeckknödel mit Bärlauch auf Mostkraut machen dabei genauso Appetit wie die Fleischknödel nach Omas altem Rezept oder die Germknödel mit Garnelen-Fülle und Limetten-Tomaten-Dressing. Die kannte Oma vermutlich noch nicht.

Für ein deftiges Thüringer Abendbrot sind die Dampfnudeln mit Apfel-Blutwurst-Fülle und Zwiebelsauce empfehlenswert, für ein Sonntagsessen die Wildgans-Knödel in Wein-Kapern-Sauce: Dafür gegartes Gänsefleisch mit rohem Brustfilet würzen und mit Sahne pürieren, Eiweiß unterheben und kalt stellen. Aus der Fleischmasse mit einem Löffel kleine Knödel formen und im Kochsud ziehen lassen. Die Sauce entsteht aus einer Mehlschwitze, Weißwein, Zitronensaft und Kapern. Dazu passen Reis und ein frischer Salat. Dass dieses Gericht so lecker schmeckt, ist kein Zufall, sondern Absicht.