Ingo Glase hat die Estnische Küche für sich entdeckt.

Estland gehört irgendwie nicht so richtig zu den kulinarischen Schwergewichten in der Welt – vielleicht zu Unrecht, denn es gibt durchaus ein paar interessante Leckerbissen: So war Tallin angeblich der erste Ort in Europa, an dem Marzipan hergestellt wurde – anfangs als Medizin, wofür oder wogegen es helfen sollte, ist leider nicht überliefert. Heute gilt es aber auch im Baltikum als süße Leckerei, was sich beispielsweise in der Marzipantorte mit Preiselbeeren widerspiegelt. Die roten Früchte werden in den estnischen Wäldern ebenso gesammelt wie Pilze – rund 400 essbare Arten wachsen dort. Da würde vermutlich sogar ich auch welche finden.

Wie im gesamten Ostsee-Raum wird auch in Estland der unvermeidliche Sanddorn verarbeitet – der Einfallsreichtum an der Küste kennt da ja keine Grenze. Gefühlt gibt es nichts, was nicht auch aus Sanddorn hergestellt werden kann. Das karamellisierte Sanddorn-Flammeri aus sauren Haferflocken ist mir am heimischen Strand aber noch nicht untergekommen.

Auch Sprotten gehören natürlich zur estnischen Küche (auch wenn die Esten viel mehr Fleisch als Fisch essen). Von den vielen Zubereitungsvarianten gefiel mir folgende am besten: große Kartoffeln kochen, halbieren und aushöhlen, ohne die Schale zu beschädigen. Kartoffelteig mit Butter zu Püree schlagen, würzen und mit Senf und gebratener Zwiebel verrühren. In die Kartoffelhälften füllen, im Ofen mit Käse überbacken und mit gebratenem Wachtelei, Sprottenfilet und Schnittlauch belegt servieren.

Und zum Dessert gibt‘s ein schönes Stück Marzipan.

Noch mehr Rezepte aus dem Baltikum: „Estnische Küche“ aus dem Stocker-Verlag Graz, 128 Seiten, 16,90 Euro.