Ingo Glase über schwedische Ideen.

Martin Nordin ist ein echter Kerl, ein Baum, alter Schwede, meint man, wenn man ihn sieht. Er ist auch einer, ein Schwede, aber alt ist er nicht. Er hat schon – obwohl kein Koch, sondern Designer eines großen schwedischen Möbelhauses – mehrere Kochbücher veröffentlicht. Aber – auch das ist erstaunlich – dabei geht es nicht um tonnenweise Fleisch auf dem Rost, sondern etwa um vegetarische Burger. Sein neues Buch ist eine Aufforderung, ein guter Rat: „Grill Gemüse“ (Christian Verlag, 192 Seiten,
19,99 Euro).

Aubergine oder grüne Bohnen, Blumenkohl oder Grapefruit, Brokkoli oder Süßkartoffeln, Wirsing oder Karotten, Erbsen oder Rote Bete, Nordin legt alles auf den Grill. Erbsen vorzugsweise in der Schote, damit sie nicht in die Glut fallen.

Was bei diesem Gericht furchtbar wäre, weil es den Geschmack verderben würde, ist beim anderen notwendig, weil so erst der Geschmack entsteht: Lauch, Wirsing, Aubergine – der Schwede legt das Gemüse in die heiße Glut, bis die Schale verbrannt, das Innere aber eine völlig neuen Geschmack bekommen hat, viel intensiver als beim herkömmlichen Kochen, Braten oder Dünsten.

Wer es mal versuchen will, kocht eine schöne Gemüsebrühe, in der Kurkumawurzel, Koriandersamen, schwarzer und Szechuanpfeffer mitköcheln dürfen. Dann werden Karotten – ja, wirklich! – in die heiße Glut gelegt, bis sie außen schwarz verbrannt sind. Das geht, je nach Hitze, ganz fix.

Danach garen sie in indirekter Hitze weich, das dauert etwa eine halbe Stunde. Danach wird die verbrannte Schale (Vorsicht, heiß!) mit Hilfe von Küchenhandschuhen oder einer Plastetüte entfernt. Die Karotten werden in dicke Scheiben geschnitten und in der Bouillon mit Kräutern bestreut und serviert.

Im Prinzip ist es also Suppe vom Grill. Alter Schwede.