Ingo Glase über neue Gerichte aus alten Resten.

„Magst du noch etwas Suppe“, fragt die fürsorgliche Ehefrau. „Nein“, grummelt der Mann, „so dolle war sie ja nicht.“ „Gut, dann schneid’ ich noch etwas Wurst dran, rühr’ ein bisschen Butter unter, geb’ noch Gemüse dazu – dann kriegt’s eben der Hund.“ Ein uralter Kalauer aus einem Witzebuch für Schüler.

Wer keinen Hund hat, kann sich freuen, denn oft schmecken Gerichte aus der Resteküche am besten. Das habe ich dieser Tage wieder erlebt, als es darum ging, den dritten Topf der aufgetauten Spargelcremesuppe zu variieren – der Appetit auf den reinen Klassiker ging langsam zurück.

Mit Kartoffeln (in der Suppe weichgeköchelt), Lachs und Garnelen sowie ganz viel Dill wurde aus der Gemüse- fast eine Fischsuppe mit Spargelgeschmack – was dem Eintopf durchaus gut tat und wunderbar schmeckte. Leider war die Suppe dann tatsächlich alle, ich hätte unter den letzten Rest gern noch ein paar Erbsen gerührt. Naja, die neue Spargelzeit kommt bestimmt.

In der Zwischenzeit kann man mit den Resten fleißig variieren, vor einiger Zeit widmete sich ein eigenes Leser-Kochbuch dem Thema. Weit mehr als 80 Rezepte verrieten, was man aus übrig gebliebenen Kartoffeln, restlichem Fleisch und Gemüse neben Soljanka noch so alles zaubern kann. Auch die Namen der Gerichte zeugen dabei vom Einfallsreichtum der Thüringer Hausfrauen und -männer: Gedrehtes, Feuerfleisch, Schusterpratsch und Hopplahopp machen neugierig.

Eines des Gerichte aus altem Brot, Ei und Kräutern heißt tatsächlich Hundefutter. Aber – kein Witz – es ist keine Suppe.