Gerlinde Sommer über den Verzicht.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser!

Vielen Menschen fällt es offenbar leichter, mal auf Süßigkeiten oder Alkohol zu verzichten als die Finger vom Smartphone zu lassen. Selbst der Fleischeslust im direkten und im übertragenen Sinne entsagen sie leichter als den sogenannten sozialen Medien.

Weil das so ist, gibt es mittlerweile Apps, die helfen sollen, den Konsum einzuschränken. Klingt für mich, wie Wein durch Bier zu ersetzen oder Schokolade durch Gummibärchen, Schnitzel durch Hähnchenschlegel...

Der Verzicht hat auch schon einen schicken Namen: Digital Detox. Darin steckt das Wort für Gift. Und mit diesem Gift verhält es sich so wie bei der Arznei: Die Menge macht’s...

Jüngsten Umfragen zufolge ist mehr als jeder Dritte offen für digitalen Verzicht. Guter Ansatz: Am besten Smartphones vom Nachttisch und vom Esstisch entfernen. Kein Mensch, der nicht Dienst auf Abruf hat, braucht ein Smartphone im Schlafzimmer und beim Essen. Und wer widerspricht, sollte überlegen, ob bereits eine Sucht vorliegt. Viele Menschen zeigen bereits solches Verhalten – und geraten völlig aus dem Häuschen, wenn sie privat mal ein paar Stunden ohne digitalen Anschluss sind.

Wir leben in verrückten Zeiten. Das zeigt sich ganz gut am Ergebnis einer anderen Umfrage: Demnach soll schon jeder Vierte per Kurznachricht Schluss gemacht – also eine intime Freundschaft derartig beendet – haben. Als Empfänger einer solchen Botschaft kann man eigentlich nur froh sein, so einen Stoffel gerade noch rechtzeitig los geworden zu sein. Wahrscheinlich endet Liebe in Zeiten der Gefühlskälte immer öfter so.

Zurück zum Digital Detox: Eine ganz einfache Methode ist, ein Haushalts- oder Haargummi über die Smartphone-Hülle zu stülpen. Dann wird man jedes Mal vor dem Öffnen daran erinnert, dass man das Gerät weniger nutzen will...

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