Erfurt. Thomas Brdaric war exakt 527 Tage Trainer des FC Rot-Weiß Erfurt. Brdaric gilt als Kurzzeit-Coach in der Branche.

Exakt 527 Tage währte die Amtszeit von Thomas Brdaric beim FC Rot-Weiß Erfurt. Sie dürfte nicht nur die aufregendste Phase in seiner Trainerkarriere gewesen sein, sie war auch deren längste.

Bei seinen vorherigen neun Stationen verweilte der frühere DFB-Nationalspieler (acht Länderspiele, ein Tor) höchstens ein Jahr. Auch wenn die Gründe dafür unterschiedlich waren – Brdaric gilt als Kurzzeit-Coach in der Branche.

Einer, der es nirgendwo lange aushält. Oder, mit dem man es nicht lange aushält. Wenige Monate nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn – das Knie machte nicht mehr mit – heuerte bei Union Solingen an, sammelte in fünf Monate erste Erfahrungen als Sportlicher Leiter und Trainer.

„Ich suche die Herausforderung“

2010 übernahm er die U19 des KFC Uerdingen, ehe es ihn zwölf Monate später als Sportdirektor zu Dinamo Minsk nach Weißrussland zog. Auch dort wirkte Brdaric nur fünf Monate. Kurz darauf ging er in gleicher Funktion nach Usbekistan zu Bunyodkor Taschkent. Verweildauer: sieben Monate. „Ich suche die Herausforderung“, hat der 44-Jährige unlängst erklärt. „Auch wenn ich die schwierigen Situationen nie gesucht habe; gereizt haben sie mich schon.“

2013/14 führte er die TSG Neustrelitz überraschend zum Staffelsieg in der Regionalliga Nordost, scheiterte jedoch in der Aufstiegsrelegation am FSV Mainz 05 II. Weil er zwischendurch mit einem Wechsel zum 1. FC Magdeburg kokettiert hatte, war auch dort nach einer Saison Schluss.

Es folgten 2014/15 ein (erfolgreiches) Jahr beim VfL Wolfsburg II sowie Kurz-Gastspiele beim TSV Steinbach Haiger und bei Shkendija Tetovo in Nordmazedonien, ehe Brdaric den Berliner Oberligisten Tennis Borussia übernahm und trotz eines starken Punkteschnitts von 2,38 nur Platz zwei erreichte.

Erfolgreiche Spieler-Vergangenheit

Als der einstige Stürmer am 4. Juni 2018 voller Tatendrang in Erfurt anheuerte, galt er schnell als Heilsbringer. Seine erfolgreiche Spieler-Vergangenheit und die Professionalität, die er nicht nur auf dem Trainingsplatz proklamierte, wirkten wie Lichtblicke in der sportlichen Tristesse. Der hoch verschuldete und zerstrittene Verein, der als letztes Gründungsmitglied aus der dritten Liga abgestiegen war und tief in der Insolvenz steckte, hatte plötzlich wieder Hoffnung.

Ungeachtet aller widrigen Bedingungen und sämtlichen finanziellen Turbulenzen zum Trotz führte Brdaric die neuformierte Mannschaft auf Tabellenplatz fünf. Allerdings zu einem hohen Preis. Der Millionen-Etat, mit dem Sportdirektor Oliver Bornemann und er planen konnten, war nicht annähernd gedeckt. Nur die Rettungsaktion einiger Sponsoren sowie einem Bank-Darlehen war es zu verdanken, dass der Spielbetrieb aufrechterhalten werden konnte.

Was sich bereits in der Rückrunde der vergangenen Saison angedeutet hatte, setzte sich in der aktuellen Spielserie fort. Die Mannschaft, die wichtige Spieler wie Torjäger Andis Shala verloren hatte, trat auf der Stelle.

Mehr noch: Die Rot-Weißen enttäuschten ihre treuen Fans jede Woche aufs Neue und befinden sich mittlerweile tief in die Abstiegszone. Brdaric fand kein Mittel, diese Talfahrt zu stoppen. Mal stellte er sich vor seine schwachen Spieler, mal prangerte er deren Leistungen öffentlich an. Ohne Erfolg. Nach anderthalb Jahren war seine zehnte Trainer-Station Geschichte.

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