Jena. Ausgewählte Jenaer Kulturstätten und Ausflugsziele sind ab sofort virtuell zu erleben.

Vielleicht kennen Sie es ja schon, das dienstälteste Projektionsplanetarium der Welt, mit dem besten Sternhimmel nach der Natur, mit 360-Grad-Kuppelprojektionen und 64-Kanal-Surround-Sound, das Zeiss-Planetarium in Jena? Wenn nicht, können Sie sich jetzt – trotz durch Corona eingeschränkter Öffnungszeiten – ganz virenfrei von zu Hause einen ersten Einblick verschaffen. Und später vielleicht persönlich an den authentischen Ort zurückkehren.

Oder sind Sie schon mal durch die ehrwürdigen Gänge des Hauptgebäudes der größten Thüringer Hochschule geschlendert? Das 1908 eröffnete Gebäude der Friedrich-Schiller-Universität Jena überrascht mit vielen architektonischen Details – und zwar nicht nur Studenten. Mittlerweile kann jeder virtuell durch die leeren Räume schlendern. Genau wie durch das Deutsche Optische Museum in Jena, das unabhängig von der Corona-Pandemie ohnehin für den Publikumsverkehr wegen umfangreicher Umbauarbeiten bis 2023 geschlossen ist. Noch vor der Kernsanierung des D.O.M. wurde die Ausstellung aus den 1990ern durch einen 360-Grad-Scan dokumentiert, sodass die einstige Präsentation der Sammlung nochmals virtuell erlebt werden kann. Das alles ist kostenfrei möglich über kulturzuhause.de, eine virtuelle Plattform, die als digitales Schaufenster Einblicke in verschiedene Kultur-, Natur- und Wissensorte von Jena bietet.

Besuch ist per Handy, Tablet oder am heimischen PC möglich

Dabei ist es ganz egal, ob man den digitalen Besuch per Handy, Tablet oder am heimischen PC startet. Gerade in der jetzigen Zeit der eingeschränkten Erreichbarkeit dieser Orte sollen die digitalen Kultur- und Bildungsangebote Interesse wecken und eine breite Teilhabe ermöglichen.

Die Aufnahmen realisierte die Rooom AG gemeinsam mit dem Innovationsprojekt Cultur3D, angesiedelt an der Universität Jena/ThULB. Vorausgegangen war vom 14. bis 18. April das Jenaer Digitalcamp „JenaVsVirus“ mit mehr als 180 Teilnehmern und 17 konkreten Projektideen und Umsetzungsvorschlägen. Gemeinsam hatte die Jenaer „Community“ lokale Antworten auf die spezifischen Herausforderungen der Corona-Krise gesucht. Herausgekommen ist unter anderem kulturzuhause.de. Binnen fünf Tagen hatte man es geschafft, 15 verschiedene Gebäude und Institutionen, darunter auch herausfordernde Einrichtungen wie die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, per 360-Grad-Kamerascan aufzunehmen und eine ansprechende Website zu gestalten.

Die Jenaer Rooom AG betreibt eine Plattform zur einfachen und händelbaren Visualisierung und Darstellung von Räumen und Objekten. Dank der Kooperation mit einem amerikanischen Kamerahersteller ermöglicht sie die Digitalisierung von Gebäuden zu begehbaren 3D-Modellen. Die nun schon vorhandenen virtuellen Gebäude können und sollen nun um weitere Orte und zusätzliche Funktionen ergänzt und auch nach der Corona-Krise genutzt werden. „Denkbar wäre beispielsweise, geführte virtuelle Touren anzubieten, Quiz und digitale Schnitzeljagden für Schulklassen oder auch Ausstellungsstücke in 3D einzubinden“, erklärt Hans Elstner, Vorstand der Rooom AG und ausgezeichnet mit dem Thüringer Tourismuspreis 2019.

Er weiß, wovon er spricht, haben doch er und sein Team 2019 die komplette Ausstellung „Du bist Faust. Goethes Drama in der Kunst“ als gemeinsames Projekt der Klassik-Stiftung Weimar und der Kunsthalle München als virtuellen Rundgang in 3D visualisiert.

Die Rooom AG, seit 2018 professionell am Markt, hat die entsprechende Technologie mitgebracht. Die virtuelle Spielwiese ist groß und bietet Platz zum Experimentieren. „Wir sind daran interessiert, noch viele weitere Einrichtungen über die Initiative abzubilden“, so Andreas Christoph von der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Mehr Informationen im Internet unter https://kulturzuhause.de/