Erfurt. Die Vorbereitungen für die Erfurter Domstufenfestspiele starten. Das Bühnenbild für Giuseppe Verdis Oper „Nabucco“ ist 400 Tonnen schwer und beinhaltet einige Überraschungen.

Selbst als Modell macht das Bühnenbilds für Giuseppe Verdis Oper „Nabucco“ bei den Erfurter Domstufenfestspielen schon mächtig Eindruck. Die kleinen schwarzen Stufen des Nachbaus münden in das Innere eines riesigen Tempels. Die Mauer glitzert golden – einige Steine stehen ab, wirken wie herausgebrochen. Ein Davidstern liegt auf den Treppen.

In genau zwei Monaten, am 26. Juni, beginnen die achttägigen Aufbauarbeiten, um das Modell von Bühnen- und Kostümbildner Peter Sykora Wirklichkeit werden zu lassen. Mehr als 400 Tonnen Material werden von zehn Lastkraftwagen auf dem Domplatz abgeliefert. Die 8,5 Meter hohe und insgesamt zehn Meter breite Tempelmauer muss von einem Kran aufgestellt werden.

Bühnenbild verändert sich während Aufführung

Das imposante Bühnenbild hält obendrein mehrere Verwandlungen bereit. „Die Mauer wird technisch in sich zusammenfallen“, verrät Intendant und Regisseur Guy Montavon. Zudem werde der Bühnenraum mit Maschendraht-Zäunen eingeschlossen. Der Davidstern muss einer fünf Meter hohen babylonischen Skulptur weichen. „Die Statue zeigt, dass da jemand kommt, dominiert, einen Platz besetzt“, sagt Montavon.

Verdis Oper wurde 1842 in Mailand uraufgeführt, doch sie ist in heutigen Zeiten, die geprägt sind von Corona und dem Ukraine-Krieg, aktueller denn je. „Für mich geht es in ‚Nabucco‘ vor allem um Toleranz und ihr Gegenteil: nicht zu akzeptieren wie andere leben, beten, essen – und andererseits zu behaupten, dass das, was man selbst tut, besser sei als alles andere“, so Montavon.

Orchester bleibt im Theater

Das Bühnenbild sei ein szenisches Zeichen für den Tempel der Hebräer und erinnere an die Klagemauer in Jerusalem. „ Ich weiß noch nicht, wie ich das Stück beenden werde. Ich weiß nicht, ob ich die Mauer wieder aufbaue oder nicht“, sagt Montavon.

Das Orchester wird wie bereits im vergangenen Jahr auf der Bühne des Erfurter Theaters spielen und per Glasfaserkabel auf den Domplatz übertragen. Damit kommt auch in diesem Jahr auf die musikalischen Leiter und Dirigenten Yannis Pouspourikas, Myron Michailidis und Harish Shankar eine besondere Koordinationsaufgabe zu.

Normalerweise können Dirigenten und Darsteller sich während einer Vorstellungen sehen und blitzschnell aufeinander reagieren. Das ist auf die in diesem Fall gegebene Entfernung nicht möglich. „Deshalb bin ich bei den ersten Proben mit auf dem Domplatz. Der Dirigent muss eine Brücke zu den Sängern aufbauen, die bis ins Theater hält“, erklärt Pouspourikas. Die Aufgabe bestehe vor allem darin, Orchester und Darsteller in Waage zu halten und aufeinander abzustimmen.

Alle Plätze sollen besetzt werden

Alle Rollen werden von jeweils drei Darstellerinnen und Darstellern besetzt. So bilden sich immer neue Konstellationen und jede Aufführung sei einzigartig. Besonders freuen dürfen sich die Zuschauer über den Neuzugang Valeria Mudra, die die Rolle der Fenena besetzt. Während der Pressekonferenz gab die junge, vor dem Krieg in ihrer Heimat geflüchtete Ukrainerin, eine kleine Kostprobe ihrer wunderschönen Gesangskunst.

Diesen Sommer will Montavon wieder alle 2100 Plätze pro Vorstellung besetzten. Premiere ist am 15. Juli. Für 2023 ist „Fausts Verdammnis“ von Hector Berlioz geplant.

Tickets/Infos in allen Pressehäusern dieser Zeitung, unter Tel. 0361 2275773 oder www.theater-erfurt.de