Erfurt. Pläne des Thüringer Bildungsministers, das Sitzenbleiben auszusetzen, stoßen bei Opposition, Lehrern und Schülern auf Widerspruch.

Die Pläne des Bildungsministeriums wegen der Corona-Pandemie deutlich mehr Schüler automatisch in die nächste Klassenstufe zu versetzen, stößt auf breite Kritik. „Unter dem Deckmantel der Corona-Pandemie wird so jeder Bildungsanspruch aufgegeben“, sagte CDU-Fraktionsvize Christian Tischner dieser Zeitung. Alles Wichtige zur Corona-Pandemie in Thüringen lesen Sie in unserem Blog

Auch der Lehrerverband lehnt das Vorhaben ab. „Ich finde das nicht gut. Damit wird ein eigenartiges Signal ausgesendet“, sagte Landeschef Rolf Busch. Es dürfe zwar kein Schüler durch die Krise bestraft werden, aber Corona dürfe auch kein Vorwand sein, um liebgewordene Projekte wie das Abschaffen des Sitzenbleibens durchzuboxen.

Am Freitag soll im Bildungsausschuss des Landtages eine Abmilderungsverordnung von Minister Helmut Holter (Linke) diskutiert werden. Sie soll rückwirkend zum 21. Januar in Kraft treten und bis 31. Juli 2022 gelten. Damit sollen in diesem und im kommenden Schuljahr Schüler der Klassenstufen vier, sechs und acht automatisch in die nächste Klasse versetzt werden - auch wenn ihre Leistungen nicht ausreichen. Für die 5. und 7. Klassen ist ein Sitzenbleiben bereits seit Jahren ausgeschlossen.

Versetzungsentscheidung in diesem Schuljahr weniger an den Noten festmachen

„Ich kann nachvollziehen, dass man das in eine Verordnung schreibt, aber es ist nicht die perfekte Lösung“, sagte Leon Schwalbe von der Landesschülervertretung auf Anfrage. „Man sollte vor allem auf die pädagogische Kompetenz der Lehrerinnen und Lehrer vertrauen und eine Versetzungsentscheidung in diesem Schuljahr weniger an den Noten festmachen.“

„Angesichts der Lage ist es das Mindeste, dass wir über sinnvolle Möglichkeiten nachdenken, wie wir die Belastung reduzieren und Schülerinnen und Schüler unterstützen“, sagte Holter. „Dazu haben wir erste Vorschläge gemacht“.