Erfurt. Im 100. Jubiläumsjahr des Bauhauses erzählt das Angermuseum Erfurt die Lebensgeschichten von vier „Bauhausmädels“.

1930 erschien in der Illus-trierten „Die Woche“ ein Artikel, der beinahe euphorisch einen neuen Typus des lernenden Mädchens feierte. Früher hätte man sie „Blaustrümpfe“ genannt, nun waren es die „Bauhausmädels“. Während noch ihre Mütter auf der höheren Töchterschule Haushaltsführung lernten, bereiteten sich diese jungen Frauen auf ein autarkes kreatives Leben vor.

Frauen am Bauhaus ist ein besonderes Kapitel. In der Gleichstellungsfrage blieben die tonangebenden Herren bekanntlich weit hinter den selbst postulierten Maßstäben zurück. Doch trotz aller Defizite war das Bauhaus für junge Frauen ein beinahe revolutionär neuer Freiraum.

Aber was kam danach? Trug der avantgardistische Aufbruch über ein Leben? Konnten beziehungsweise wollten die kühnen Visionen vom unabhängigen Frauenleben verwirklicht werden?

Danach fragt die neue Sonderausstellung im Erfurter Angermuseum indem sie exemplarisch die Geschichte von vier „Bauhausmädels“ erzählt: Gertrud Arndt, Marianne Brandt, Margarete Heymann und Margaretha Reichardt. Frauen, deren Biografien mit Thüringen verbunden sind und die nach dem Bauhaus unterschiedliche Wege gingen.

Erfurter Bauhaus-Orte im Blick

Margarete Heymann zum Beispiel, die in die ungeliebte Weberei oder Buchbinderei abgeschoben werden sollte wie die meisten Frauen, verließ wütend das Bauhaus. Und zeigte es in den folgenden Jahren trotzdem allen Zweiflern. Die Keramikentwürfe für die von ihr mitgegründeten Haël-Werkstätten waren sogar im Ausland gefragt. Auch Margaretha Reichardt ging mit ihrer Erfurter Textilwerkstatt einen autarken Weg. Marianne Brandts Kannen, Lampen, Leuchter haben bis heute Bestand. Dass solche beruflichen Wege nicht selbstverständlich für die Bauhausmädels waren, zeigt das Leben von Gertrud Arndt. Statt der Architektin, die sie gern geworden wäre, wurde sie Architekten-Gattin, Mutter und Hausfrau, die „nur“ noch privat ihrer fotografischen Leidenschaft folgte.

Die Lebensläufe sind so verschieden, wie die künstlerischen Handschriften. Auch sie werden anhand von mehr als 200 Stücken in der Ausstellung gezeigt. Darunter solche, die zu Designklassikern wurden.

24. März bis 16. Juni im Erfurter Angermuseum, geöffnet Di-Fr 13-19 Uhr, Sa/So 11-19 Uhr