Gera. Das Theater Gera entwickelt mit Stauß-Melodien die originelle Operette „Redoute in Reuß“. Am Sonntag, 4. Februar, lädt das Haus zum Thementag, am Freitag, 9. Februar, zur Uraufführung.

Als sich die junge Wiener Musik-Dramaturgin Sophie Jira vor wenigen Jahren in Gera um ihre Stelle bewarb, kannte sie das einstige Ostthüringer Fürstentum Reuß nur aus der Strauß-Operette „Wiener Blut“. Genau genommen ist dort vom fiktiven Zwergfürstentum Reuß-Greiz-Schleiz die Rede. Da die Österreicherin schon immer eine eigene Operette schreiben wollte, entstand die Idee mit Walzern, Märschen und Polkas des Walzerkönigs Johann Strauß die Vorgeschichte von „Wiener Blut“ zu erzählen. Am Freitag, dem 9. Februar, erlebt das Werk nun unter dem Titel „Redoute in Reuß“ seine Uraufführung. Während Sophie Jira das Libretto schrieb, übernahm Olav Kröger das Musikalische. Der Schauspielkapellmeister schuf dabei den musikalische Part aus Strauß‘ grandiosem Melodienreichtum. Wobei er auch selbst als Komponist gefragt war.

Dramaturgin Sophie Jira und Schauspielkapellmeister Olav Kröger sind die künstlerischen Köpfe hinter der Operette
Dramaturgin Sophie Jira und Schauspielkapellmeister Olav Kröger sind die künstlerischen Köpfe hinter der Operette "Redoute in Reuß". © Ronny Ristok | Ronny Ristok

Walzer war in Wien verboten

Da „Redoute in Reuß“ auf bestehende Musikstücke zurückgreift, handelt es sich – wie beim Vorbild „Wiener Blut“ übrigens auch – um eine so genannte Pasticcio-Operette. Die größtenteils frei erfundene Handlung der Geraer Operette spielt im Frühsommer 1814, nach Ende der Napoleonischen Kriege. Erzählt werde letztlich, wie der Walzer nach Ostthüringen kam, sagt die 26-jährige Sophie Jira. Prinz Heinrich XIX. von Reuß-Greiz (Johannes Pietzonka) fürchtet, dass sein kleines Land im Zuge des Wiener Kongresses von der Landkarte gestrichen wird. Dem Bedeutungsverlust will er mithilfe Österreichs entgehen: Darum lädt er seinen Freund Graf von Herzmansthal (Johannes Beck) nach Gera ein, der Verbindungen in höchste Kreise Österreichs hat. Um ihn auf seine Seite zu ziehen, plant der Reuße eine rauschende Ballnacht, eine sogenannte Redoute, nach Wiener Vorbild. Freund von Herzmansthal kommt nur allzu gern mit seiner Nichte Gabriele (Anne Preuß) der Einladung nach. Denn in der Heimat Wien wurde der Walzer unlängst aufgrund des engen Körperkontakts und seiner Ausgelassenheit verboten. Im Fürstentum Reuß hingegen kennt man den Tanz noch gar nicht,

Skandalumwitterte Tänzerin ausgewiesen

Neben den vier Figuren, Heinrich XIX. und seiner Cousine Adelheid von Reuß-Schleiz (Julia Gromball) sowie Graf von Herzmansthal und dessen Nichte Gabriele, haben weitere Reußen Auftritte, etwa Heinrich LXXII. von Reuß-Ebersdorf. Er hegte einst tatsächlich eine gewisse Vorliebe für die flamboyante, skandalumwitterte Tänzerin Lola Montez, die später als Geliebte von König Ludwigs I. von Bayern in die Geschichte einging. 1843 lud Heinrich LXXII. Montez nach Ebersdorf ein. Doch nachdem sie sich gehörig danebenbenommen hatte, wurde sie umgehend wieder ausgewiesen. Da diese Anekdote sich nach 1814 ereignet hat, lässt Librettistin Jira eine von Montez inspirierte Tänzerin namens Mona Lopez auftreten, verkörpert von einem Eleven des Thüringer Staatsballetts.

Größte Inszenierung der Spielzeit

Heinrich LXXII. hat in der Operette eine vorwiegend stumme Rolle, die der Geraer Kleindarsteller Jannis Hähle übernimmt. Der Einzelhandels-Mitarbeiter sei mit seinem komödiantischen Talent eine wahre Entdeckung, sagt Jira.

„Redoute in Reuß“ ist die wohl umfänglichste Inszenierung der Spielzeit. Neben Solisten, Opernchor und Philharmonischem Orchester Altenburg-Gera wirken auch der Theater-Kinderchor sowie einige Ballett-Eleven mit. Regie führt Generalintendant Kay Kuntze.

„Unsere Operette ist eine Persiflage auf die reußischen Zwergfürstentümer“, sagt Sophie Jira – eine Parodie auf die unzähligen Heinriche und ihre winzigen Fürstentümer. „Ich besitze den Ehrgeiz, Leute zum Lachen zu bringen“, betont die Dramaturgin. Dass sie sich auf Humor versteht, bewies sie schon mehrfach. Sie steuerte beispielsweise Pointen in den letzten Eröffnungsgalas bei.

Infokasten Termine:

Premiere: Freitag, 9. Februar, 19.30 Uhr, Großes Haus Gera

Eintrittsfreier Thementag:

Sonntag, 4. Februar, Großes Haus Gera

11 Uhr: Einführungsmatinee

12.30 Uhr: Vortrag von Matthias Wagner (Stadtmuseum Gera) über die Fürstentümer Reuß im 19. Jahrhundert

13 bis 14.30 Uhr: Historischer Spaziergang mit Prinz Heinrich XIX. und Komtesse Gabriele von Herzmansthal (Gästeführer Region Gera e.V.)

Das ausführliche Programm des Thementages

Stückeinführung und kurzes Video der Macher