Meiningen. Neues Festival in Meiningen und Bad Liebenstein wird aus Bordmitteln finanziert

Ein neues Musikfestival in Thüringen erblickt zu Pfingsten das Licht dieser Welt. Das Brahmsfest in Meiningen und Bad Liebenstein vom 17. bis 20. Mai erinnert an die erholsamen und kreativen Aufenthalte des Komponisten als Gast Herzog Georgs II. – und zugleich an die ruhmreiche Geschichte der Meininger Hofkapelle. Nun darf das Publikum auf den Spuren Johannes Brahms (1833–1897) lustwandeln. Der Clou: Das touristisch attraktive Festival kommt vorerst ohne namhafte Fördergelder aus.

Regionale Akteure bündeln ihre Kräfte

Die Idee stammt von Philipp Adlung, dem Direktor der Meininger Museen. Wer ihn kennt, weiß um seine Leidenschaft und eminenten Kenntnisreichtum in der Musik. „Wir hatten vor drei Jahren ein kleines Brahms-Jubiläum, den 125. Todestag“, erklärt er am Telefon lapidar. „Da fiel mir auf, dass wir zu wenig daraus machen.“ Folglich bat Adlung erdenkliche Mitstreiter an einen runden Tisch, und bald war eine Allianz geschmiedet, die Potenziale bündelt und fokussiert.

Fürs Brahmsfest 2024 bilden die Stadt Meiningen, das Staatstheater mit seiner Hofkapelle, das Max-Reger-Konservatorium, die Evangelische Kirchenmusik Meiningen sowie die Bad Liebenstein GmbH und die Schlösser-Stiftung einen Veranstalterkreis. „Wir sind offen für andere Akteure“, lädt Adlung ein. Wenn das Auftakt-Festival gute Resonanz findet, will man es als Biennale etablieren. Planungen für 2026 laufen bereits.

Der Komponist schätzte die exzellenten Profis vor Ort

14 Mal kam Johannes Brahms in die südthüringische Residenzstadt und verbrachte dort insgesamt rund 100 Tage, rechnet Maren Goltz, Kustodin der Meininger Museen, vor. Ausgangspunkt war seine Freundschaft zu dem namhaften Dirigenten Hans von Bülow, dem Chef der Hofkapelle. Der lud ihn im Sommer 1881 generös sein neues, noch unveröffentlichtes Klavierkonzert op. 83 zu probieren. Brahms war sich nicht sicher mit dieser Komposition. So nahm man hinter verschlossenen Türen – der Komponist selbst am Flügel – Maß an der klanglichen Realität.

Meininger Programmzettel zur Aufführung der 3. Sinfonie am 3. Februar 1884 „unter gütiger Mitwirkung des Herrn Dr. Johannes Brahms“: Der Komponist dirigierte diese neue Musik höchstselbst, und zwar gleich zweimal - vor und nach der Konzertpause.
Meininger Programmzettel zur Aufführung der 3. Sinfonie am 3. Februar 1884 „unter gütiger Mitwirkung des Herrn Dr. Johannes Brahms“: Der Komponist dirigierte diese neue Musik höchstselbst, und zwar gleich zweimal - vor und nach der Konzertpause. © Funke Medien Thüringen | Wolfgang Hirsch

Die Handschrift zeige deutlich, wie intensiv noch an der Partitur gefeilt worden sei, schreibt Brahms-Biograf Siegfried Kross. Heute zählt das B-Dur-Konzert zu den „Schlachtrössern“ der klasischen Konzertliteratur. Es markiert einen Meilenstein in der Entwicklung des Komponisten als Sinfoniker. Zur Uraufführung seiner 3. Sinfonie dirigierte Brahms dann höchstselbst die Hofkapelle in Meiningen. Mehrfach ging er mit diesem europaweit renommierten Orchester auf Tournee, schloss Freundschaft mit der Herzogsfamilie, was ein Briefwechsel dokumentiert, und schrieb, teils in Meiningen und auf Schloss Altenstein, vier Stücke für den Meininger Klarinettisten Richard Mühlfeld, den er für den „besten Meister seines Instruments“ erachtete.

Allerlei für jeden Geschmack im Programm

All das skizziert künftige Spielräume fürs neue Brahmsfest. Dieses Jahr hat man zu Pfingsten 13 Veranstaltungen parat – darunter Konzerte mit Aurel Davidiuk (Klavier), dem Trio Fontane und der Vogtland-Philharmonie; die örtliche Kantorei steuert eine Aufführung des „Deutschen Requiems“ bei. Aber auch viel Volkstümliches mit Klezmer und Jazz oder eine „Brahms-Safari“ für Kinder stehen auf dem Programm. „Wir machen das aus Bordmitteln“, verrät Adlung. Die Stadt Meiningen hilft mit einem kleinen Zuschuss.

www.meiningen.de/brahmsfest