Arnstadt. „Thüringer Bach Collegium“ preist die Alte Musik mit hiesigem Akzent

Das Ständchen zum Geburtstag des Namenspatrons ist obligatorisch; deshalb musiziert das „Thüringer Bach Collegium“ – flankiert vom Eisenacher Bachchor unter Leitung Christian Stötzners –just am 23. März drei Kantaten aus der Feder des barocken Genies: Exakt 339 Jahre, nachdem Johann Sebastian Bach (1685-1750) qua Taufe in der Georgenkirche Eisenach zum Protestantismus kam, beweist dieses wackere Dutzend Musici nun ebenda, dass Alte Musik, wenngleich in modernerer Lesart, bis heute nicht minder vitalisierend und spirituell anregend wirkt als damals.

Musikalische Konfessionen und Ideologien haben die Collegiaten weit hinter sich gelassen. Das Gros unter ihnen gehört der Staatskapelle Weimar an, und so suchen sie in diesem Freundeskreis jenseits hauptberuflicher Verpflichtungen ein dort eher selten gepflegtes Barock-Repertoire. Ihre Lust und Liebe artikuliert sich in oft freigeistigem Virtuosentum; besonders der Weimarer Konzertmeister Gernot Süßmuth als Initiator des Bach-Collegiums weiß sich und der Zuhörerschaft damit zu gefallen.

Festival-Auftritte in Thüringen und anderswo im Programm

Nicht zufällig steht der Eisenacher Auftritt also am Beginn der Thüringer Bachwochen (21. März bis 14. April), die in ihrer „Bachland“-Rubrik gern der vielfältigen hiesigen Interpretenschar ein Forum bieten. Etwa mit CD-Aufnahmen für das kleine Münchner Label „audite“ sorgte das vier Jahre junge Süßmuth-Ensemble für Aufhorchen in der Fachwelt und errang schon einige Auszeichnungen, weil es sich neben Standards wie dem Bach-Repertoire auch so manch ungewöhnliche Ausgrabung – Anton Schweitzer, Prinz Johann Ernst IV. – gönnt.

Danach treten die reiselustigen Collegiaten dieses Jahr nicht nur hierzulande auf: als Gast in der Weimarer Auftakt-Reihe des Klenke-Quartetts (26. April.), im Liebhabertheater Schloss Kochberg (10. August) und bei den Achava-Festspielen (22. September) in Mühlhausen. Im Gastspielkalender stehen indes, wie Süßmuth referiert, die Musikfesttage Hoyerswerda (21. April), die WestfalenClassics (15. November) und das Rostocker Bachfest (11. Oktober) nebst Auftritten in Leipzig, dem ostwestfälischen Rietberg und in Zorneding (Oberbayern), von wo der Bayerische Rundfunk live überträgt. Erst am 30. Oktober schließt sich der Kreis in Eisenach, dann mit einem Klassiker Bachs, seiner h-Moll-Messe.

Mit zwei CD-Projekten bleiben die Collegiaten ihrer Linie treu

Virtuose Spielräume eröffnet ein CD-Projekt insbesondere dem Weimarer Hochschulprofessor Frank Forst. Der lässt sich soeben nach Façon der im Barock renommierten Instrumentenbauer Sattler und Eichentopf authentisch nachrüsten, um für „fagotto obligato“ vor den Mikrofonen im Aufnahmesaal als Solist den Ton anzugeben: mit Werken von Vivaldi, Händel und Telemann sowie deren heute kaum bekannten Zeitgenossen Brescianello, Cattaneo und Blainville. Die fertige Silberscheibe wird wieder bei „audite“ erscheinen.

Eine zweite CD-Aufnahme plant das Thüringer Bach Collegium an vorzüglichem Schauplatz, im akustisch reizvollen Oval des Telemannsaals auf Schloss Wilhelmsthal nahe Eisenach. Dort will man sich dem Kantatenwerk zumeist vergessener Barockmeister Westthüringens widmen und hat Namen wie Johann Rudolph Ahle (Mühlhausen), Johann Pachelbel (Eisenach, Erfurt, Gotha), Johann Wendelin Glaser (Ostheim/Rhön), Johann Friedrich Doles (Steinbach-Hallenberg) und Johann Ludwig Krebs (Buttelstedt b. Weimar) auf dem Zettel.

www.bachland.de