Greiz. Im Sommerpalais in Greiz ist von 16. März bis 20. Mai die Frühlingsausstellung „Höfische Gärten und Gewächse“ mit reichlich 100 Exponaten zu sehen

Prinzessin Elizabeth von Großbritannien (1770-1840), siebtes Kind von König George III. und später verheiratete Landgräfin von Hessen-Homburg, genoss eine fundierte Ausbildung bei den führenden Künstlern ihrer Zeit in England. Ihre Mutter, Charlotte von Mecklenburg-Strelitz, hatte zwar alle ihre Töchter in den Schönen Künsten ausbilden lassen, jedoch fand einzig Eliza ihr Leben lang Gefallen daran und brachte großes Talent und Fertigkeiten mit. Sie betätigte sich als Zeichnerin, Aquarell-, Sepia- und Gouachemalerin, fertigte Buchbände und legte zudem eine umfangreiche Sammlung an. Als sie 1840 verstarb, fiel durch einen Wimpernschlag der Geschichte diese an ihre Nichte Caroline, die seit 1839 mit Fürst Heinrich XX. Reuß in Greiz verheiratet war. Ein gewaltiger Zuwachs für die fürstliche Sammlung in Greiz, darunter auch wundervolle Gouache auf Pergament, entstanden um 1800, vermutlich sogar von Eliza selbst gefertigt.

Ausstellungsgestalterin im Sommerpalais Greiz, Manja Karg, mit einer Gouache auf Pergament, um 1800, aus dem Nachlass der Prinzessin Elizabeth von Großbritannien (1770-1840).  
Ausstellungsgestalterin im Sommerpalais Greiz, Manja Karg, mit einer Gouache auf Pergament, um 1800, aus dem Nachlass der Prinzessin Elizabeth von Großbritannien (1770-1840).   © Ulrike Kern | Ulrike Kern

Diese Gouachen sind nur ein Bestandteil der umfangreichen Frühlingsausstellung „Höfische Gärten und Gewächse“, die vom 16. März bis 20. Mai im Sommerpalais in Greiz zu sehen ist. Die bereits zur Bundesgartenschau 2021 konzipierte Ausstellung konnte wegen der Corona-Pandemie nicht gezeigt werden, stand bereits und wurde ohne Publikum wieder abgebaut. Nun, da draußen die Natur erwacht und die Bepflanzung des Parks voranschreitet, sei der richtige Zeitpunkt, diese tolle Schau nachzuholen, sagt Museumsdirektor Ulf Häder.

Sommerpalais im Fürstlichen Greizer Park.
Sommerpalais im Fürstlichen Greizer Park. © Ulrike Kern | Ulrike Kern

Erst französischer, dann englischer Park

Und tatsächlich geht es auch in einem großen Abschnitt der Ausstellung um den Fürstlichen Greizer Park und seine wechselvolle Geschichte. Zunächst befand sich am Fuße des Greizer Schlossbergs bis zur Weißen Elster nur ein Küchengarten. Doch mit dem Bau eines Vorgängergebäudes des heutigen Sommerpalais wurde von Heinrich XI. ab 1743 auch die Gestaltung der Gartenanlage nach den Regeln der barocken Gartenkunst begonnen. Sehr symmetrisch, die Natur in geometrische Formen gezwungen, ganz nach französischem Vorbild. Auf einer Gouache vor 1799 lässt sich die Gestaltung des Parks als Ort des Repräsentierens und Flanierens nachvollziehen. Bis zum Februar 1799, als Extremwetter die fürstliche Parkanlage komplett zerstörte, woraufhin Fürst Heinrich XIII. Reuß älterer Linie (1747–1817) den Park diesmal nach englischem Vorbild mit verschlungenen Wegen und großen Baumgruppen neu anlegen ließ.

Ein nächster einschneidender Impulse für den Landschaftsgarten kam mit dem Eisenbahnbau 1870. Der berühmten Muskauer Gartendirektor Carl Eduard Petzold erhielt 1872 den Auftrag, später fortgeführt von seinem Schüler Rudolph Reinecken, mit dem Geld der Bahn den Park neu zu gestalten. Man kaufte weltweit 140 Pflanzenarten und Bäume auch aus anderen Klimazonen ein und prägte damit maßgeblich den Park. Für zusätzliche Farbenpracht holte man sich die Blumenbeete und -arrangements wieder rund ums Sommerpalais, die auch heute noch die Besucher erfreuen.

Museumsdirektor Ulf Häder mit einer Gouache vor dem Hochwasser 1799, die das Sommerpalais mit barocker Parkanlage zeigt. Diese Ansicht ist jetzt auch als 500-teiliges Puzzle im Sommerpalais erhältlich.
Museumsdirektor Ulf Häder mit einer Gouache vor dem Hochwasser 1799, die das Sommerpalais mit barocker Parkanlage zeigt. Diese Ansicht ist jetzt auch als 500-teiliges Puzzle im Sommerpalais erhältlich. © Ulrike Kern | Ulrike Kern

All das fließt in die neue Ausstellung. Die gesammelten Plan- und Pflanzendarstellungen aus früheren Jahrhunderten bieten reichlich Illustrationsmaterial. Gezeigt werden zudem ausgesuchte Ansichten von Schlössern und Gärten, von Gartenarchitekturen und deren Details sowie höfische Gewächse. „Alles, was im Park gepflanzt wurde, Pfingstrosen, Magnolien, Zierquitten, Agaven und vieles mehr, findet sich auch in unserer grafischen Sammlung und nun in der Ausstellung wieder“, so Ulf Häder. Blütenpracht draußen im Park und drinnen in der Belletage soll nun möglichst viele Besucher anlocken.

Geöffnet: Di-So 10-17 Uhr. Feierliche Eröffnung am 16. März ab 11 Uhr