Wie Jungen und Mädchen mit der Trennung ihrer Eltern fertig werden können, wer und was ihnen hilft, dazu gibt es viele Tipps und Adressen. Außerdem erzählen Kinder selbst, wie es ihnen ergangen ist.
Ein Scheidungsratgeber für Kinder – ist das Beste, was Karl, Fanny, Metin, Lovis und allen anderen im Club der geschiedenen Leute passieren konnte. Denn Eltern schweigen, bis es zu spät ist, und stellen den Nachwuchs dann vor vollendete Tatsachen, wenn sie nicht mehr miteinander leben wollen. „Und das ist echt kacke!“ fasst es Clubchefin Fanny unverblümt zusammen.
Damit Jungen und Mädchen besser damit klarkommen, wenn ihr Zuhause auseinanderbricht, damit sie wissen, wo sie Hilfe bekommen, dass es vielen, vielen anderen genauso geht und dass sie vor allem überhaupt keine Schuld trifft, hat Frauke Angel „Vorsicht, frisch geschieden!“ geschrieben. Und der Club hat kräftig geholfen.
Ein unkompliziertes Sachbuch
Denn die Autorin, zweifaches Scheidungskind, hat Mädchen und Jungen gesucht, die ihr sagen, wie es ihnen ergangen ist, was sie gebraucht hätten, was am schlimmsten war und was ihnen am meisten geholfen hat, als ihre Eltern sich scheiden ließen. Herausgekommen ist ein unkompliziertes Sachbuch.
Es ist zwar nicht durchgängig für Kinder verständlich geschrieben ist, nimmt aber ihre Bedürfnisse auf, beantwortet ihre Fragen und bietet ihnen vor allem immer wieder die Perspektive der gleichermaßen Betroffenen – so schwerelos-fröhlich wie ernst, aber keinesfalls bedrückt.
HIER geht‘s zur Leseprobe.
Mal erzählt die Autorin und erklärt, welche Menschen helfen können (dazu gehören Kinderanwälte), was beim Scheidungstermin vor Gericht passiert (bei dem Minderjährige nicht dabei sein dürfen) und wie eine getrennte Familie organisieren kann, dass der Kontakt zu beiden Eltern bleibt (das kann leben in drei Wohnungen bedeuten).
Mal erzählen die Kinder, wie sie Trennung und Scheidung der Eltern erlebt haben, wie die Erwachsenen sie dabei behandelt haben, wie es ihnen jetzt geht und was ihnen hilft. Zudem gibt es optisch abgesetzte Kapitel mit Statistiken und mitunter skurrilen Fakten.
Illustratorin Meike Töpperwien stellt die Jungen und Mädchen, deren Namen sämtlich geändert und deren Geschichten zusammengefasst, verändert und kombiniert wurden, witzig und bunt in ihren Zeichnungen vor.
Sie zeigt deren Gefühle – zum Beispiel bei einer Scheidungsparty. Denn eine Trennung können alle auch gemeinsam feiern, wenn sie die beste Lösung ist. Sie kann ruhig vonstattengehen oder mit Krach und Gebrüll. Die Ursachen können Gewalt, Überforderung, Drogensucht, sexuelle Neuorientierung oder Auseinanderleben sein.
All das haben die Kinder im Club der geschiedenen Leute erlebt – der fast 116.000 Mitglieder haben könnte. Denn so viele minderjährige Scheidungswaisen gab es 2022 laut Statistischem Bundesamt in Deutschland, weil gut 137.000 Ehen in dem Jahr geschieden wurden. „Vorsicht, frisch geschieden!“ wird an diesen Zahlen nichts ändern – aber am Leidensdruck der Kinder.