Dessau-Roßlau. Nach der Eröffnung des Museums in Weimar im April ist am Sonntag das Gegenstück in Dessau eingeweiht worden.

Das Jubiläum 100 Jahre Bauhaus geht in die zweite Runde: Mit einem Festakt ist Sonntag das Bauhaus-Museum in Dessau eingeweiht worden. Zwar verfügt die Stadt in Sachsen-Anhalt mit dem Bauhaus-Hauptgebäude und den Meisterhäusern über Ikonen der Bauhaus-Geschichte, doch fehlte bisher ein angemessener Ort, um die Sammlung zu präsentieren.

Für 30 Millionen Euro haben Architekten aus Barcelona in zweieinhalb Jahren einen 105 Meter langen, schwarz verglasten Riegel im Stadtzentrum geschaffen. Während sich im Erdgeschoss eine große Halle, die „Offene Bühne“, für Veranstaltungen und Wechselausstellungen erstreckt, befindet sich im Obergeschoss die Dauerausstellung. Diese sogenannte Black Box zeige auf einer Fläche von 1500 Quadratmetern eine geschlossene Sammlung, führte Architekt Roberto Gonzales aus.

Unter dem Titel „Versuchsstätte Bauhaus“ werde in der Black Box die Blütezeit des Bauhauses von 1926 bis 1932 vorgestellt, sagte Kuratorin Regina Büttner beim Rundgang. Im Mittelpunkt steht in diesem fast 100 Meter langen Saal eine 1976 vom staatlichen Kunsthandel der DDR angekaufte Sammlung mit Hinterlassenschaften der Schule. „Es geht um den Weg des Lernens. Es geht um das Ent- und Verwerfen von Ideen“, so Büttner.

Nicht im Wettbewerb zu Weimar

In einem Vorraum ist zunächst das „Experimentierfeld Schule“ zu sehen, dann folgt die „Horizontfabrik“, die an langen Tischen das Verhältnis von Lehrern und Schülern spiegelt. Es ging in der Dessauer Zeit demnach nicht um die Ausbildung von Profession, sondern von Persönlichkeiten, erklärte Büttner. So sind zum Beispiel gleich am ersten Tisch die Arbeiten von Margaretha Reichardt aus Erfurt ausgestellt, die sich in Dessau nur noch Grete nannte. In der Vitrine liegen ihr Diplom aus Dessau und ihre Zeichnungen aus den Kursen von Oskar Schlemmer und Wassily Kandinsky. Daneben hängt einer ihrer Teppiche sowie ein von ihr entworfenes Bauhaus-Kleid aus dem Jahre 1929 – eine Rarität, denn die Herstellung von Bekleidung gehörte nicht zu Aufgaben der Weberei.

Ein paar Meter weiter steht ein von Marcel Breuer geschaffener Frisiertisch: Es ist ein Original aus dem „Haus am Horn“ in Weimar, das über Umwege bei einem Berliner Industriellen landete und später nach Dessau kam. Dann folgen die von den Dessauer Bauhäuslern designten Stühle für das „Haus des Volkes“ in Probstzella. Mehr als 1000 Exponate zählt die Ausstellung, die von den Kuratoren bewusst nicht chronologisch konzipiert wurde. Darunter sind Gebäude-Entwürfe, aber auch Möbel, die heute noch vertraut erscheinen. Am Ende der Schau stehen in einer Vitrine Oskar Schlemmers Entwürfe aus Pappmaché für das Triadische Ballett.

Einen Wettbewerb zu Weimar sehe sie übrigens nicht, sagte Claudia Perren, die Direktorin der Dessauer Bauhaus-Stiftung, im Gespräch mit dieser Zeitung: „Wir arbeiten zusammen und sind ein bisschen Konkurrenten.“

Zur Sache:

Bauhaus-Museum Dessau: täglich von 9 bis 18 Uhr, ab 1. November von 10 bis 17 Uhr