Gera/Weimar/Erfurt. Thüringer Bühnen beteiligen sich an Aktionstag deutscher Theater und Orchester. Rudolstadt aber nimmt bewusst nicht teil.

Ein weißer Engel erscheint auf dem Geraer Theaterplatz. Man reicht ihm zwei schillernde Luftballonsträuße mit Grußkärtchen, die er kurz darauf fliegen lässt. In atemberaubendem Tempo entschwinden die Ballons den Kameras der kleinen Journalistentraube. Mit dieser kurzen Performance beteiligte sich das Theater Altenburg-Gera am Montag am Aktionstag deutscher Theater und Orchester. Von Hannover bis Tübingen schickten Dutzende Häuser Lebenszeichen in die Welt, präsentierten unter anderem musikalische Ständchen, kontaktlose Menschenketten und Videobotschaften.

Das Geraer Theater will mit den Ballongrüßen seine Verbundenheit mit dem Publikum zeigen, aber auch mit den Selbstständigen der Kulturszene und den am Theater aktiven Laien, wie Chefdramaturg Felix Eckerle erläuterte. Eine ähnliche Aktion fand auch in Altenburg statt. Zeichen der Verbundenheit setzten in Thüringen zudem das Deutsche Nationaltheater Weimar (DNT) und das Theater Waidspeicher in Erfurt.

Rudolstädter Intendant: Zwangspause ist ein Luxusproblem

Doch längst nicht jeder Intendant steht hinter der Initiative „Wir sind da!“ der Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein: Das Theater Rudolstadt etwa machte bewusst nicht mit. „Ich halte die Zusammenführung von Menschen, auch im öffentlichen Raum, zum jetzigen Zeitpunkt nicht für angebracht und sinnvoll“, erklärte Intendant Steffen Mensching auf Anfrage. Die Zwangspause der Bühnen sei ein Luxusproblem. „Niemand will die Kultur plattmachen“, betont Mensching. „Wir können und sollten auf unsere Leistungsfähigkeit und Unersetzlichkeit bauen, wir müssen sie nicht herbeireden.“ Die Corona-Krise bedeute nicht das Ende der Kunst.

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Weimars Intendant Hasko Weber widerspricht in Teilen: Nicht jeder halte die Theater für unverzichtbar. „Manchem muss man es doch sagen“, verteidigt er den Aktionstag. Außerdem sei vielen nicht klar, was die Bühnen während der Schließung machten. „Wir arbeiten“, sagt er. Deshalb auch die kurze Botschaft des Tages: „Wir sind da.“

An den meisten Häusern im Freistaat läuft der Probenbetrieb weiter, auch wenn ein Teil der Mitarbeiter in anteiliger Kurzarbeit ist. Im DNT beispielsweise gehen nach Staatskapelle und Chor nun auch alle Mitarbeiter, die direkt am Inszenierungsprozess beteiligt sind, in 35-prozentige Kurzarbeit.

Die musikalischen Kostproben auf Weimars Theaterplatz wurden dankbar vom Laufpublikum angenommen. Bis zu 300 Leute hätten Bläsern, Chor und Band gelauscht – laut Weber unter Wahrung der Abstandsregeln.

Die Puppenspieler vom Erfurter Waidspeicher gestalteten unterdessen das Schaufenster am Erfurter Domplatz Corona-adäquat mit Mundschutz tragenden Puppen. Obendrein sandten sie per „Video eine ermutigende Grußbotschaft“.

Das Theater Altenburg-Gera wird trotz Lockdown demnächst gleich zweimal zu erleben sein, zwar nicht live, dafür aber im Radio.

Nordhäuser Chef: Nach Lockdown wird gespielt, was das Zeug hält

Gerade laufen die Aufnahmen zum 4. Philharmonischen Konzert, das dem Beethoven-Jubiläum gewidmet ist und am Donnerstag um 20.03 Uhr im Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlt wird. Am 12. Dezember würdigt MDR Klassik den Geraer Opernchor anlässlich seines 100-jährigen Bestehens.

Auch wenn sich das Nordhäuser Theater ebenfalls nicht am Aktionstag beteiligt hat, so beschreibt Intendant Daniel Klajner treffend, was wohl viele Theaterleute derzeit fühlen: „Wir stehen hinter den momentan noch verschlossenen Türen mit einem wunderbar bunten Strauß an Produktionen und Konzerten bereit. Sobald wir die Tür wieder öffnen dürfen, werden wir gemeinsam mit unserem Publikum ein kulturelles Fest nach dem anderen begehen und spielen, was das Zeug hält!“

Die Geschäftsführung des Theaterhauses Jena ergänzt: „Wir finden es natürlich schade, dass wir nicht spielen dürfen. Aber wie man in Thüringen zu sagen pflegt: Es nützt ja nichts.“