Wiehe. In dem historischen Gebäude findet ein Projektseminar der Jugendbauhütte Mühlhausen statt. Stück für Stück schreitet die Sanierung voran.

Seit 2003 gibt es die Thüringer Jugendbauhütte am Standort Mühlhausen. Das Projekt wird in Kooperation mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) und den Internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten (ijgd) als Träger der Jugendbildung betrieben. Etwa 350 Schulabgänger nutzten seitdem die Möglichkeit der beruflichen Orientierung im sogenannten Denkmaljahr.

Ein solches Seminar absolvierten 19 Freiwillige aus dem derzeitigen Zyklus der Mühlhäuser Jugendbauhütte auf Schloss Wiehe. Schon vorher fanden Termine vor Ort statt, bei denen gemeinsam mit Vertretern der Stadt und dem Schlossverein der Arbeitseinsatz geplant wurde. Und so lockte Willi Willomitzer vom Vereinsvorstand erfolgreich nach Wiehe.

Eine fehlgeschlagene Mauerwerksverpressung hatte vor Jahren zum Stillstand der begonnenen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten geführt. Nun nehmen die Arbeiten am Schloss wieder Fahrt auf. Das Maurische Zimmer und angrenzende Räume, die ehemaligen „Herrschaftsräume“, stellen sich durch eine hochwertige Ausstattung dar.

Aufräumen in historischen Räumen

Eine Vielzahl an historischen Ausbauelementen lagerte in den Räumen, und so begannen die jungen Leute, sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen. Dann wurde alles gesäubert und sortiert. Beim Entnageln der Dielen entdeckten sie die Beschriftung „Schulraum“. Dieser Fakt ermöglicht beim Widereinbau eine raumgerechte Zuordnung. Weiterhin wurden Parkettböden verschiedenster Epochen sortiert. In mindestens zwei Räumen lassen sich die vorhandenen Fehlstellen nahezu mit dem Originalmaterial wieder ergänzen. Der jüngste Parkettboden, hergestellt in der Parkettfabrik Wolf & Gottschalck GmbH in Niedersachswerfen, wurde am 1. Oktober 1936 per Bahn an die Station in Donndorf verschickt, wie noch zum Teil erhaltene Etiketten auf den Rückseiten beschreiben. Neben einigen Türen, die zugeordnet werden konnten, wurde auch ein Großteil der Wandverkleidung des Maurischen Zimmers samt den Sitzelementen der zwei seitlichen Nischen im Erker gesichert. Nachdem alles weitestgehend vom Staub befreit war, wurden die Fußböden mit einer Schutzfolie und Laufbelegen ausgelegt und die relevanten Räume vom übrigem Baukörper gesichert.

In nächster Zeit werden sich Restauratoren mit dem Bestand auseinandersetzen, ihre Konzepte erstellen und den „alten Glanz“ wiedererwecken. Für das Haupttreppenhaus konnten ebenfalls noch Originalteile sichergestellt werden. Abschließend wurde das Treppenhaus gereinigt. Schließlich stehen hier ebenfalls in naher Zukunft weiterführende Arbeiten an. Auch wurden im Verlauf der Woche noch weitere Räume vom Schutt befreit und in den Fluren die Baubeplankung der Laufwege ausgebessert.

Eine Besonderheit für die Freiwilligen war die Anwesenheit einer Gruppe von Studenten der Fachhochschule Erfurt vom Bereich Architektur. Diese stehen kurz vor ihrem Bachelorabschluss und sind ebenfalls am Schloss tätig. In nur wenigen Wochen lassen die Studenten dabei voll funktionsfähige Musterzimmer entstehen. Dies war für die Freiwilligen eine gute Möglichkeit, sich mit den Studenten auszutauschen.

Im Verlauf der Woche besuchten auch Christel Nehring und Reinhard Szillat vom Denkmalverbund Thüringen die Gruppe und stellten den zukünftigen „Denkmalpflegern“ ihre ehrenamtliche Arbeit vor. Die Freiwilligen erhielten abschließend eine Einladung zu den mehrmals im Jahr stattfindenden Mitmach-Seminaren zu verschiedenen handwerklichen Themen, welche von der Handwerkskammer Erfurt kostenfrei angeboten werden.

Organisiert von der Stadt und dem Schlossverein, wurde der Einsatz mit einem Grillabend abgeschlossen. Bei einem gemeinsamen Rundgang mit vielen Offiziellen wurden die Leistungen der Freiwilligen begutacht. Mit viel Lob und Dank richtete Nils-Abrecht Metzler, der zuständige Gebietsreferent für praktische Denkmalpflege des Thüringer Landesamtes für Denkmalschutz, das Wort an die Freiwilligen.

Unterdessenn freut sich die Jugendbauhütte freut sich auf weitere Herausforderungen. Mögliche Projektpartner aus dem gemeinnützigen Bereich, die künftige Seminarprojekte oder Einsatzstellen für interessierte junge Menschen anbieten möchten, können sich melden.

Für den neuen Zyklus der Jugendbauhütte, beginnend am 1. September, werden auch noch Bewerbungen entgegengenommen. Am 23. Juni, von 12 bis 18 Uhr, findet außerdem wieder das Schlossparkpicknick statt, bei dem der Verein Landlab zum Tag der offenen Tür im Schloss einlädt.

Kontakt: E-Mail an fsj.denkmal.th@ijgd.de ; Weitere Informationen im Internet unter: www.jugendbauhuetten.de