Weimar. Sie sind um die 50, haben Falten, an Gewicht zugelegt, ganz allein pubertierende Horrorkinder an der Backe. Der Busen hängt, sie finden keinen Mann, schnarchen, saufen an der Bar. Und trotzdem lieben sie das Leben.

Reife? Gelassenheit? Weisheit? Brauchen Anna Bolk, Jutta Habicht, Ines Martinez und Sabine Urig nicht. Sie setzen auf Ehrlichkeit, Selbstironie, Schonungslosigkeit und das Alter kann kommen!

Adrett gekleidet auf die Bühne des Weimarer Spiegelzelts? Pustekuchen. In klassischen „Keiner-sieht mich-Ensembles“ wie Nachthemd mit Socken, Bademantel, Jogginghose, Schlabberlook singen und tanzen sich die vier Damen durch die Wechseljahre, plaudern über Lebenserfahrungen, Sehnsüchte, Ärgernisse, spielen Furien, Tussis, Romantikerinnen, sind frustrierte Suchende, Spätgebärende oder mannstoll in Partnerbörsen unterwegs.

Schauspielerisch ist das Quartett erste Sahne, musikalisch bieten sie Vielfalt, Disco, Swing, Pop, Salsa, Chanson. Nicht jeder Monolog offenbart Wiedererkennungseffekte, nicht jeder Song sprüht Funken, aber es gibt großartige Highlights wie die Ode an den Büstenhalter oder der Moment des live geschnippelten Obstsalats, der in die Erkenntnis mündet, dass es keine Schlager über das Alter 50 Plus gibt. Chris Roberts, Peggy March und Jürgen Maffay überschritten nie die süße 17. Sabine Urig packt ein paar Jährchen drauf und singt kokett: „Du kannst nicht immer 50 sein“, „Mit 50 hat man noch Träume“, „Ich war 50 und er 31“.

Anna, Jutta, Ines und Sabine verteidigen ihr Alter mit frecher Persönlichkeit, charmantem Witz und viel Humor, unterhalten und befreien ihr Publikum, denn eins ist sicher: Früher oder später sitzen wir alle im gleichen Boot.