Weimar. Premiere für Patrick Marbers „Drei Tage auf dem Land“ am Himmelfahrtsabend im Großen Haus des DNT Weimar

Eine Komödie voll großer und kleiner Liebesdramen erlebt zu Himmelfahrt im Großen Haus des DNT ihre Premiere: „Drei Tage auf dem Land“ von Patrick Marber.

In dessen feinsinniger Bearbeitung des Turgenjew-Dramas „Ein Monat auf dem Lande“ aus dem Jahr 1855 kreisen verliebt-verlorene Seelen umeinander und suchen ihr persönliches Glück stets im Anderen statt in sich selbst. Die Figuren leiden unter der Ödnis des Landlebens und erhoffen sich in der Schwärmerei einen Ausweg aus der Begrenztheit ihres Daseins.

So Natalja, die mit ihrem Mann Arkadij, Pflegetochter Vera und Sohn Kolja auf einem Gut in der russischen Pampa lebt. Sie verliebt sich in den neuen Hauslehrer Beljajew, mit dem sie am liebsten durchbrennen würde. Doch nicht nur Natalja ist dem jungen Mann verfallen. Auch Vera entwickelt leidenschaftliche Gefühle für ihn, ebenso Katja, deren Verlobung daran zu zerbrechen droht.

Nur noch den sarkastischen Zuschauer im allgemeinen Gebalze in sommerlicher Hitze gibt Rakitin. Seit Ewigkeiten ist er in Natalja verliebt, hat dies aber aus Rücksichtnahme auf seinen besten Freund Arkadij nie bekannt gemacht und gefällt sich, genauso wie Natalja, in seinem Unglück. Arkadij wiederum ahnt, dass zwischen den beiden etwas läuft und verkriecht sich lieber in seine Arbeit auf dem Gut.

Patrick Marber, der zu den wichtigsten britischen Gegenwartsdramatikern gehört, hat Turgenjews Vorlage sprachlich gestrafft und geschärft. In seiner Version sind die Protagonisten der behutsam ins Heute getragenen Geschichte moderne, deutlich schärfer gezeichnete Figuren, die aus Mangel an wirklich existenziellen Problemen das Liebesleid ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit rücken. Zeitlich und örtlich begrenzt bilden sie eine Gesellschaft, die sich nur für sich selbst interessiert.

In poetisch überhöhter Form gewährt das Stück einen Einblick in einige Momente ihres Alltags, den Regisseurin Juliane Kann auf einem Luxus-Zeltplatz verortet (Bühne: Vinzenz Hegemann). Ein Ort, der an Familienurlaube und durchaus auch an romantische Verstrickungen erinnert. Hier kühlt sich die gut betuchte Gesellschaft, glamourös von Josephin Thomas eingekleidet, bei einem Getränk aus dem stets gefüllten Kühlschrank ab.

Obwohl in die beschwingte Atmosphäre (Musik: Daniel Freitag) immer wieder die Tragik einbricht und den schönen Schein zunichtemacht, lebt die Inszenierung von Leichtigkeit, Humor und Mitgefühl für die Figuren, denn „jeder ist ein Witz, den er selbst nicht versteht“.

Es spielen Johanna Geißler, Isabel Tetzner, Dascha Trautwein, Rosa Falkenhagen, Elke Wieditz, Bastian Heidenreich, Sebastian Nakajew, Jonas Schlagowsky, Lutz Salzmann, Thomas Kramer, Bernd Lange, Christoph Heckel sowie Kolja Horenburg beziehungsweise Tim Uhlich.

Donnerstag, 30. Mai, 19.30 Uhr; Kartenpreis: 8 bis 50,70 Euro; weitere Vorstellungen: 7. und 23. Juni, 2.Juli und ab September (8 bis 33,70 Euro)