Bad Salzungen. Friederike Fink vom Landestheater Eisenach erzählt in „Malala“ die Geschichte der pakistanischen Friedensnobelpreisträgerin – auf Deutsch oder Englisch.

Nein, man muss Justin Bieber nicht mögen. Die Schüler im Publikum mögen ihn angeblich auch nicht so sehr, obwohl einige gerade einstimmten, als Malala zu „Baby“ sang. Malala mag Justin Bieber.

Um ihn zu hören, versteckte sie sich im Schrank. Nicht, weil andere fanden, solche gehöre Musik verboten, sondern weil jegliche Musik als verboten gelten sollte. Bollywood-Tänzerinnen und Filme überhaupt auch. Und Bücher, vom Koran abgesehen. Und Schulen für Mädchen.

Malala Yousafzai ging dennoch in eine. Ihr Vater war dort Lehrer. Sie wuchs im Swat-Tal in einem modernen Elternhaus auf, aber auch mit pakistanischem Taliban-Terror. Mit elf begann sie, darüber und dagegen einen Blog zu schreiben. Mit fünfzehn bekam sie dafür im Schulbus drei Taliban-Kugeln verpasst. Fast verlor sie ihr Leben, endgültig ihre Angst. Sie kämpft für das Menschenrecht auf Bildung. Mit siebzehn gewann sie den Friedensnobelpreis.

Kurz zuvor brachte Flo Staffelmayr in Wien „Malala“ zur Uraufführung, ein Monodrama als Busstück, oder auch fürs Klassenzimmer. Das Landestheater Eisenach hat, 2005, schon mal im Bus gespielt: „Der Junge im Bus“ von Suzanne van Lohuizen. Aus „Malala“ macht es jetzt aber ein Klassenzimmerstück, das andeutungsweise im Bus spielt. Premiere feierte es am Dienstag im Pressenwerk in Bad Salzungen, anlässlich der interkulturellen Woche.

Der Ort ist eine zusätzliche Herausforderung für die junge Schauspielerin Friederike Fink, die dieses Stück Erzähltheater eine Schulstunde lang souverän aufs Brett hebt. Sie wird sich aber wohl erst dann richtig zu entfalten wissen, wenn sie es in jenem intimen Rahmen spielt, für das es mit seiner sehr direkten Ansprache ans Publikum angelegt wurde.

Fink fährt den fiktiven Bus nach Pakistan, wo sie mit Tuch auf dem Kopf zu Malala wird, zum Basarhändler, zum Taliban im Radio, zum Schulbusfahrer, zu Malalas Bruder. Nico Dietrich, ehedem Regisseur am DNT Weimar, heutzutage Intendant am Jungen Theater Göttingen, hat sie in seiner Inszenierung durch den Text navigiert und ihr dabei offensichtlich Raum gelassen, eigene Wege zu gehen. Friederike Fink kann mit dieser Freiheit umgehen und dabei zugleich Kurs halten. Sie spricht mit sehr heller, etwas kehliger Stimme, vor allem aber hellt ihr hellwaches Spiel Zuschauergesichter auf.

Ihr Grundton ist ein emphatisch- komödiantischer, den sie mit Angst- und Schreckensstimmungen, aber auch mit Trotz zu brechen weiß. Sie muss dabei mit einem Text umgehen, der bisweilen allzu belehrend und auch missionierend daherkommt, als Verkündung einer Botschaft. Das hat seinen Platz in der UN-Vollversammlung, vor der Malala Yousafzai sprach, aber mehr als im Theater.

„Malala“ steht fürs Kerngeschäft des Kinder- und Jugendtheaters in Eisenach: mobile niedrigschwellige Angebote. Das ist der Auftrag. Spartenchefin Christine Hofer ergänzt ihn um angewandten Sprachunterricht, wofür Dramaturgin Isabelle Küster eine englische Version verfasste. Theater als Recht auf Bildung.

Das Stück ist buchbar unter kbb@landestheater-eisenach.de