Jena. Die Capella Jenensis legt ihre Debüt-CD mit Werken Hasses beim Altenburger Label querstand vor.

Eigentlich gehört der hochbarocke Star-Komponist Johann Adolph Hasse (1699-1783) nach Dresden oder nach Wien verortet. „Il divino Sassone“ (der göttliche Sachse) avancierte 1733 zum Hofkapellmeister Augusts des Starken; nach dem Siebenjährigen Krieg übersiedelte er 1764 nach Wien, wo er u.a. für Kaiserin Maria Theresia schrieb. In Thüringen hätte kein Herzog sich die Dienste dieses Opern-Filous leisten können.

Der Meininger Regent Anton Ulrich fand einen anderen Weg. Er besorgte sich Abschriften von allerlei Musikalien aus Wien, um seine Preziosenkammer zu bereichern – und wie es der Zufall wollte: Vielfach überdauerten die Originale die Zeitläufte nicht, nur die Meininger Kopien blieben als verlässliche Quellen erhalten. Daran, solche Schätze zu heben, hat sich die Capella Jenensis gemacht. Das junge Ensemble spielt auf seiner Debüt-CD beim Altenburger Label querstand zwei Kantaten und zwei Instrumentalwerke Hasses ein, nebst zweier „Sinfonien“, die diesem fälschlich zugeschrieben wurden.

Vorigen Herbst binnen vier Tagen in der Jenaer Friedenskirche aufgenommen, vermitteln diese 82 Minuten Musik eine Zeitreise in die luzide Welt des geschmackvollen, noblen Divertissements. Unter Leitung des Barockexperten Gerd Amelung praktizieren die acht Musici die Kunst eines präzisen, kammermusikalisch feinsinnigen Spiels und untermauern so den Anspruch, sich in der Zunft der namhaften Spezialensembles einen Platz zu erobern. Die zart differenzierende Intonation und die rhythmische Prägnanz faszinieren; musikantische Verve lässt sich noch steigern. Dazu überzeugt der junge Countertenor Philipp Mathmann dank fruchtig variabler Mittellage; auch er besitzt das Zeug zum Virtuosen.

„Tormenti d’Amore“: Capella Jenensis, P. Mathmann, G. Amelung. 2 CDs, querstand, ca. 20 Euro