Möbisburg. „Mir san mit’m Radl da“: Mit Bauernschläue und dem Drahtesel zu Gast in Möbisburg

Nachdem die ersten fünf Auflagen des Kulturformats „Tapetenwechsel“ eher innerstädtisches Terrain eroberten, führte der sechste Tapetenwechsel am Sonntag ins Erfurter Umland nach Möbisburg. Gut 40 Radfahrer folgten dem Aufruf der Organisatoren, traten in die Pedalen und starteten vom Espachcafé aus ihre kleine Landpartie.

In Möbisburg stießen noch mal genauso viele Gäste dazu sowie 15 Organisatoren und Helfer. Diverse Essensstände und das Herzstück der Veranstaltungsreihe – drei Musik-Acts, ein Theater und zwei Künstler – rundeten das Setting ab. Die Sonne war nicht geplant, aber ein willkommener Begleiter.

Möbisburg, vor allem wegen seines Freibades bekannt, hat noch mehr zu bieten. Auch wenn an einigen Stellen die Zeit stillzustehen scheint, hat sich der rund 1000 Einwohner zählende Ort gemausert und viel Potenzial – wie in der ehemaligen Schuhleistenfabrik, die aufgrund ihrer Größe gleich zwei Stationen des Tapetenwechsels beherbergte.

In der leerstehenden Fabrikhalle bot das Streicherquartett des Salonorchesters Erfurt zur Begrüßung barocke Klänge, Musical- und Tangomelodien. An den Wänden hingen Arbeiten der Dokumentarfotografin Nora Klein, welche unlängst in das Haus ihrer Großeltern nach Möbisburg gezogen ist, und auf denen sie sich mit dem Heimatbegriff auseinandersetzt. Ergänzt wurden ihre Fotografien mit alten Aufnahmen ihres Großvaters, über die einige ortsansässige Gäste den einen oder anderen Schwank zu berichten wussten. An Station zwei in unmittelbarer Nachbarschaft, vor und in der Tischlerei Banse, sorgte die 2018 gegründete Band „RammTammTilda“ mit Ska, Reggae und Jazz-Klängen für gute Laune und das eine oder andere Freudentänzchen. Das Improtheater Nadann bezog nicht nur das Publikum mit ein, es improvisierte auch ein Märchen mit musikalischer Begleitung durch die Band.

Die dritte Station in der Kirche St. Dionysius und vor dem Gemeindehaus bildete allein schon aufgrund ihrer idyllischen Lage einen Kontrast zum Industriecharme der Schuhleiste. Die zarten Aquarelle, Portraits und Malereien von Julia Kneise kamen in der malerischen Kirche bestens zur Geltung, ebenso wie die gefühlvollen Texte der Leipziger Band Zylindas. Bewerben für die Teilnahme als Besucher konnte man sich übrigens mit einer Bauernweisheit. Die besten Einsendungen wurden ebenfalls präsentiert.

Der nächste Tapetenwechsel soll aller Voraussicht nach im November stattfinden – vielleicht werden dann Ski und Schlitten ausgepackt.