Frank Quilitzsch fragt Stephan Märki, wie es ihm in Cottbus ergeht

Nein, eine feste Bleibe hat er in Cottbus noch nicht, noch pendelt er mit seinen Köfferchen zwischen Bern, Berlin und der Lausitz. Dabei sind die Startlöcher am Cottbusser Vier-Sparten-Haus, dessen Intendant und Operndirektor er ab der neuen Spielzeit ist, längst gegraben, man warte sehnlichst auf ein Startsignal der Politik, sagt Stephan Märki.

Doch das kommt und kommt nicht.

Eigentlich wollte der passionierte Schweizer Theatermann, der von 2000 bis 2011 am Weimarer Nationaltheater Furore machte, vorige Woche seine erste Cottbusser Spielzeit vorstellen. Sie ist bis aufs i-Tüpfelchen geplant, wird aber durch Corona ausgebremst. Das große Theaterfest mit seinem Premierenreigen – auf unbestimmte Zeit verschoben.

Märki lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Theater sollte sich nicht ängstigen, sondern motivieren. Vielleicht müsse man in der Not auf kleinere Formate zurückgreifen und „in einer enormen Reduktion eine Welt erschaffen, die einem dennoch das Ganze erspüren lässt“, sinniert er am Telefon. „Intimität in der Distanz herstellen“, auch wenn dies paradox klinge. „Oper unplugged“, gewissermaßen.

Vor etwas mehr als einem Jahr saßen wir zu dritt im Weimarer Café „Wünsch dir was“. Märki hatte nach sieben Jahren das Theater und Orchester Bern verlassen. Er könne in Cottbus anfangen, erklärte er. Er könne aber auch anderswo in der Schweiz weiter Theater machen. Er zögerte noch.

Ob er nur weiterhin seine satten Eidgenossen bespaßen wolle oder noch mal eine echte Herausforderung suche, polterte sein Freund Thomas Thieme. Ich sagte, dass Cottbus schon zu DDR-Zeiten eine Nische für politisch engagierte Theaterleute gewesen ist.

Wenige Tage später hatte sich der Schweizer mit der ostdeutschen Seele entschieden. Und steht jetzt vor der größten Herausforderung seines Lebens.

Cottbus ist nicht Bern und auch nicht Weimar. Cottbus ist gesellschaftliches Krisengebiet. Wenig Geld, aber viele Wutbürger. Dort kann sich Märki als Theaterdirektor und Regisseur mit seinen Mitstreitern beweisen. Als Wilhelm Tell der Lausitz, sozusagen.