Michael Helbing über Kulturstiftungen dort und hier.

Zu groß, zu schwerfällig, zu unübersichtlich. „Tief gestaffelte Hierarchien, unklare Entscheidungsprozesse.“ Ergo: kaum handlungsfähig. So urteilt der Wissenschaftsrat über die größte deutsche Kulturstiftung. Ein großes Dach für lauter Museen, ein Archiv, eine Bibliothek – und darunter großes Chaos. Wer da kein Déjà-vu hat!

Was auf 278 Seiten über die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin zu lesen steht, fand sich, unterm Strich, auch in 64 Seiten, die der Wissenschaftsrat 2004 für die zweitgrößte deutsche Kulturstiftung benötigte: jene der Weimarer Klassik und Kunstsammlungen.

Allein der Unterschied im Umfang zeigt, dass die Weimarer quantitativ wie qualitativ Mühe hätten, auf Platz eins zu rücken, selbst wenn die Preußenstiftung, wie empfohlen, in vier Teile zerfiele. Die Staatlichen Museen zu Berlin, fünfzehn große Sammlungen umfassend, sind kaum zu toppen.

Und die Zerschlagung der später „Klassik-Stiftung“ geheißenen Einrichtung war ohnehin kein Thema; allenfalls ging es um die Abstoßung einiger Museumssatelliten (Bauerbach oder Stützerbach etwa).

Die am Montag veröffentlichten Strukturempfehlungen für „Preußen“ erlauben Thüringen Blicke in die jüngste Vergangenheit ebenso wie Zukunft. „In Kernbereichen wie Ausstellungen und Vermittlung, auch in der Öffentlichkeitsarbeit oder bei der Präsentation im digitalen Raum, drohen die Museen den Anschluss an internationale Entwicklungen zu verlieren.“ Dieses Wort der Wissenschaftsrat-Chefin hätte auch Ulrike Lorenz sagen können. Seit einem Jahr Präsidentin in Weimar, baut diese die Klassik-Stiftung entsprechend um, ganz ohne Gutachten und Expertenkommission, mit eigener Expertise.

Das aktuelle Papier eignet sich indes kaum für eine Prognose, die Handlungsfähigkeit einer Kulturstiftung Mitteldeutsche Schlösser und Gärten betreffend. Thüringen und Sachsen-Anhalt sollen diese ja eigentlich nach einem anderen preußischen Vorbild gründen. Man kann zu groß und schwerfällig werden, aber auch, wie in unserem Fall, zu mickrig und schwach bleiben.