Weimar. Olivia Vieweg aus Weimar über die Verfilmung ihres Thüringer Zombie-Comics „Endzeit“, die jetzt in die Kinos kommt.

Die Zombie-Apokalypse, und nur noch zwei Städte sind sicher: Weimar und Jena. Und mitten im Nirgendwo zwischen den beiden Orten finden sich die Heldinnen von Olivias Viewegs Comic „Endzeit“ wieder. Die Reise der beiden Frauen ist verfilmt worden und kommt ab Donnerstag, 22. August, auch in deutsche Kinos. Im Interview sprach die in Weimar lebende Autorin über den Film, für den sie das Drehbuch schrieb.

Wie fühlt es sich an, seinen eigenen Comic auf der Kinoleinwand mit Schauspielern zu sehen?

Es ist total cool. Wir haben ja schon einen weiten Weg zurückgelegt. Seine Premiere hatte der Film ja schon auf dem Festival in Toronto, aber es ist etwas Besonderes, dass er jetzt nach Deutschland und in Thüringer Kinos kommt. Also dorthin, wo auch die Handlung spielt. Insgesamt ist es schon ziemlich, ziemlich crazy.

Wie zufrieden sind Sie denn mit der Umsetzung?

Wenn man den Film selbst gemacht hat, denkt man nicht, dass man das Jahrhundertwerk geschaffen hat, das denke ich bei meinen Comics auch nie. Aber im Endeffekt ist es beeindruckend, was wir mit dem Film bisher erreicht haben. Ich war auch mehr in die Entwicklung des Films involviert, als das klassischer Weise bei Autoren beim Film der Fall ist.

Im Abspann muss man eine Weile auf den ersten Männernamen warten. War es Absicht, dass Frauen nicht nur in der Geschichte selbst, sondern auch in der Produktion die Dinge in der Hand hatten?

Als ich die Geschichte als Comic gezeichnet habe, habe ich mich für zwei Frauen in der Hauptrolle entschieden, weil ich einfach lieber Frauen zeichne. Bei der Realisierung des Films haben wir aber in der Tat gesagt, lasst uns versuchen, Frauen für die Schlüsselpositionen zu finden. Denn: Es gibt immer noch zu wenige Frauen im Genre-Film, besonders im Horror-Film.

Der Film qualifiziert sich durch die Zombies und durch blutige Szenen natürlich auch für das Horror-Genre, aber er hat ja auch etwas sehr Märchenhaftes, und man kann eine Moral herauslesen . . .

Gute Märchen sind ja auch immer ein bisschen Horror. Allein die Märchen der Gebrüder Grimm haben ein ganzes Register an obskuren Grausamkeiten vorzuweisen. Umgekehrt gibt es auch Horrorfilme, bei denen gar kein Blut spritzt, wie bei „Blair Witch Project“.

Aber auch die Optik entspricht nur bedingt dem klassischen Horrorfilm. Ein Hingucker ist die märchenhaft schöne Naturlandschaft, durch die die Heldinnen ziehen. Es könnte schon fast eine Art Öko-Märchen sein, oder?

Schon ganz früh waren wir uns mit Produktion und Regie einig, dass wir keinen hässlichen Horrorfilm drehen wollen. Die Apokalypse wird meist als braun und dunkel dargestellt, wo alles abgestorben ist. Die Apokalypse muss aber nicht hässlich sein. Ich glaube, es wird eher wieder ursprünglicher aussehen. Deshalb sieht der Film eher hell und schön aus. Das Element des „Öko-Märchens“ war auch schon im Comic. Es geht um die Idee, dass sich die Natur alles zurückerobert. Ich hatte immer etwas Angst vor einer krassen Öko-Botschaft, weil das auch platt daherkommen kann. Aber ich glaube, wir haben es im Film ganz gut gelöst.

Wie haben Sie denn die bisherigen Publikumsreaktionen erlebt?

Es gab viele großartige Reviews von der New York Times, vom Hollywood Reporter, beim Guardian, um nur ein paar zu nennen. Wir haben auch schlechte Kritiken bekommen, damit muss man leben. Gerade das deutsche Publikum ist härter mit einem Film aus dem eigenen Land.

Wie kam es überhaupt dazu, dass Ihr Comic zum Film wurde?

Ich hatte den Comic als Abschlussarbeit vorgelegt. Später dann an der Drehbuch-Werkstatt in München teilgenommen und die Geschichte des Comics zu einem Drehbuch umgearbeitet. Dort habe ich dann den Preis für das beste Buch bekommen und am Ende 30 Visitenkarten von Filmproduktionsfirmen in die Hand gedrückt bekommen.

Warum haben Sie sich für Thüringen als Schauplatz entschieden?

Die wenig romantische Antwort ist, dass es die Recherche einfach macht. Würde ich im Ruhrpott wohnen, würden meine Geschichten wahrscheinlich im Ruhrpott spielen. Als Comic-Zeichner muss man ja schon mit richtigem Hintergrundwissen arbeiten. Nebenbei lebe ich ja auch sehr gerne in Thüringen.

Der Zombie-Film wird häufig auch als Gesellschaftskritik gelesen, zum Beispiel als Konsumkritik. Einige Kritiker haben in Ihrem Film aber auch eine sehr politische Dimension gesehen – gerade auch, weil die Geschichte um Weimar spielt. Ist auch das Absicht?

Ich habe das anfangs nicht so politisch gesehen. Mir ist die Geschichte tatsächlich im Zug auf dem Weg zwischen Weimar und Jena eingefallen. Eine mögliche Buchenwald-Parallele stand für mich nicht im Fokus. Da hätte man eine ganz andere Geschichte erzählen müssen. Im Film wurde die Stadt finsterer gezeichnet, als es meine ursprüngliche Intention war. Natürlich kommt man da darauf, dass es darum geht, einem faschistischen System zu entkommen, das ist aber auch okay.

Aufführung von „Endzeit“ am Freitag, 23. August, 21 Uhr, im Lichthaus-Kino in Weimar, Am Kirschberg 4. Mit dabei sind Regisseurin Carolina Hellsgård und Hauptdarstellerin Maja Lehrer.

Zu sehen ist der Film bereits am Donnerstag, 22. August, auch im Metropol-Kino in Gera (18 Uhr) und im Schillerhof-Kino in Jena um 20 Uhr.