Erfurt.

Friedrich Schiller in historischem Gewand mit Schreibtisch, Federkiel, Tintenfass und seinem Drama „Wilhelm Tell“: Seit Anfang März ist der Dichter auch als Playmobilfigur erhältlich. Nach zweijähriger Entwicklung im Auftrag des Freistaates wird er exklusiv im landeseigenen Thüringen-Shop, bei hiesigen Tourist-Informationen und dem Hersteller selbst angeboten. Wie seine kleinen Vorgänger Goethe und Bach avancierte er in kürzester Zeit zum Bestseller. 3600 Stück wurden bereits verkauft. Vom Playmobil-Goethe wurden sogar schon 68.000 Exemplare veräußert, von Bach 20.000 Versionen, wie das Thüringer Wirtschaftsministerium auf Anfrage mitteilte.

Johann Sebastian Bach als Spielzeugfigur
Johann Sebastian Bach als Spielzeugfigur © TMWWDG | TMWWDG

Zum neuen Schiller-Set (4,49 Euro) gehört obendrein ein roter Apfel. Er spielt auf die Vorliebe des Schriftstellers an, in seiner Schreibtischschublade faule Äpfel aufbewahrt zu haben. Der Geruch soll ihn zum Schreiben inspiriert haben. Außerdem spielt die Frucht in seinem Drama „Wilhelm Tell“ eine wichtige Rolle.

Der Erfinder der Figurenstammt aus Greiz

Mit Johann Wolfgang von Goethe (2,99 Euro) wurde die Reihe der Thüringer Playmobilfiguren 2016 gestartet. Er ist in seiner Ausführung noch etwas schlichter, trägt einen schwarzen Gehrock und hält eine Schreibfeder und seinen „Faust“, den er in Weimar vollendete, in den Händen.

Johann Sebastian Bach (3,29 Euro) erschien 2019. Er ist mit Geige dargestellt, die der berühmte Komponist aus Eisenach tatsächlich spielte. Darüber hinaus liegt ein Notenheft auf seinem Schreibpult.

Die meistverkaufte Playmobilfigur überhaupt hat ebenfalls einen engen Bezug zu Thüringen. Es ist Martin Luther, der bereits 1,2 Millionen Mal über die Verkaufstheken ging, wie das bayerische Spielzeugunternehmen Geobra Brandstätter Stiftung & Co. KG berichtet. „Vor allem zum Reformationsjubiläum im Jahr 2017 gingen die Verkaufszahlen durch die Decke.“ Die Luther-Figur gehört allerdings nicht zur Kollektion des Landes Thüringen. Insgesamt werden jährlich rund 100 Millionen Playmobil-Figuren gefertigt. Seit 1974, dem Geburtsjahr der kleinen Figuren, wurden mehr als 3,5 Milliarden Männchen hergestellt. Ihr Erfinder Hans Beck (1929-2009) war ebenfalls ein Thüringer. Er stammte aus Greiz.

Johann Wolfgang von Goethe als Miniaturausgabe.
Johann Wolfgang von Goethe als Miniaturausgabe. © TMWWDG | TMWWDG

1948, mitten in der Tischlerlehre, die er bei einem Bekannten des Vaters in Zeulenroda absolvierte, verlässt Beck die Heimat über die grüne Grenze gen Franken. Dort arbeitet er zunächst als Tischler und Modellbauer. Mitte der 60er-Jahre wird er sogar Doppelweltmeister im Indoor-Modellflug.

Bereits seit 1958 ist Beck als Spielzeugentwickler bei Geobra Brandstätter in Zirndorf nahe Nürnberg tätig, einem Hersteller von großem Plastikspielzeug. Anfang der 70er-Jahre erhält er den Auftrag, ein Systemspielzeug zu entwerfen. Er kreiert eine 7,5 Zentimeter große Spielfigur, die gut in jede Kinderhand passt.

Als 1973 die weltweite Ölkrise die Plastikpreise in schwindelerregende Höhen treibt, schlägt Becks Stunde und die seiner kleinen Spielzeuge. Geobra Brandstätter bringt die ersten drei Figuren – Indianer, Bauarbeiter und Ritter – auf den Markt. Und innerhalb kürzester Zeit erobern sie die Kinderzimmer. Bei der Entwicklung neuer Figuren geht die Firma heute auch auf Vorschläge der Kunden ein: Jährlich erreichen sie rund 500 Erfinderbriefe von kleinen und großen Playmobilfans. Sie wünschen sich „neben den Klassikern wie Fahrzeugen, Flugzeugen, Schiffen und Gebäuden“ vor allem Figuren aus Film und Fernsehen sowie historische Persönlichkeiten.