Gera. Für DJ Mathias Kaden aus Gera brechen alle nationalen wie internationalen Auftritte weg. Auch in dieser ungewissen Zeit bleibt er seiner Heimat verbunden.

Eigentlich hätte Mathias Kaden (39) aus Gera-Langenberg am vergangenen Samstag als DJ in Bogotá auflegen sollen, der Hauptstadt von Kolumbien. Und am 1. Mai beim Roto-Fest in Ecuador. Zwei bis drei Wochen in Südamerika waren vorgesehen, mit weiteren Gigs in Argentinien. Seit Januar dieses Jahres war die Reise durchgeplant. Die Fans in Südamerika lieben seine elektronische Musik, er spielt auf namhaften Festivals. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog.

Doch in diesem Jahr wird das alles nichts. Alle Festivals und Konzerte sind wegen Corona abgesagt, was für einen DJ, der international unterwegs ist und dessen finanzielle Grundlage damit wegbricht, eine Katastrophe ist.

Fans halten ihm die Treue

Am 7. März war für Mathias Kaden der letzte Auftritt vor Publikum in seinem Club Muna in Bad Klosterlausnitz, wo er seit Jahr und Tag Resident-DJ ist. Einmal ist er noch danach in die Muna zum Auflegen gegangen – allein vor leerem Saal an seinen Plattentellern. Der Auftritt lief live im Internet, um die 15.000 Menschen sahen zu.

Im Moment hat er nur die Möglichkeit, über diverse Internetportale mit seinen Fans in Kontakt zu bleiben. Doch die halten ihm die Treue, schreiben Kommentare, machen Mut, treiben ihn voran.

Seit dem zweiten Sonne-Mond-Sterne-Festival 1998 war Mathias Kaden als Besucher am Bleilochstausee, seit 18 Jahren ununterbrochen selbst als DJ. Auch die Absage für Deutschlands größtes Elektro-Festival in diesem Sommer schmerzt, genau wie all die vielen anderen Auftritte, die nun nicht mehr in seinem Kalender stehen können. Vor Oktober, so schätzt er, wird in Richtung großer Musikveranstaltung gar nichts mehr gehen.

Keine finanzielle Unterstützung für DJs

Das bedeutet für ihn, den Weltbereisenden, dass er im eigenen Studio in Gera intensiv am neuen Album arbeiten und weitere Musikprojekte vorantreiben kann. „Ich genieße die Zeit mit der Familie, mal länger als fünf Tage zu Hause zu sein und den Garten.“

Mathias Kaden bei einem Auftritt in Montevideo, Uruguay.
Mathias Kaden bei einem Auftritt in Montevideo, Uruguay. © reset

Wobei das mit dem Genießen so eine Sache ist. Die Ungewissheit hängt wie ein Damoklesschwert über ihm und stiehlt die Unbeschwertheit, weil momentan nicht absehbar ist, wann es für uns Künstler besser wird, welche Veranstalter und Festivals überleben werden.

Momentan gibt es keine finanzielle Unterstützung für DJs wie Mathias Kaden. Soforthilfe-Programme für Solo-Selbständige und Freiberufler sind nur für laufende Betriebsausgaben gedacht, nicht zur Sicherung des Lebensunterhalts. „Damit ist für viele in der Branche unklar, wovon sie ihre Miete, die Krankenversicherung und ihr Essen bezahlen sollen.“

Doch auch in diesen ungewissen Zeit bleibt er seinem Heimat-Club verbunden. Gemeinsam mit dem Kettensägenkünstler Marcus Malik aus Steinbrücken hat er die Idee für einen Plattenspieler aus Holz gehabt: „Eine reine Kettensägenarbeit, die wir zugunsten der Muna versteigert haben.“ Denn auch hier zählt jeder Euro, wenn der Club überleben soll. „Die Getränke sind vorrätig und können nicht mehr verkauft oder zurückgegeben werden“, so Mathias Kaden, der sich schnell an seine Plattenteller und zu seinen Fans zurückwünscht.

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