Berlin. Erdogan muss in die Stichwahl. Wie geht es weiter in der Türkei? Bei “Hart aber fair“ kam auch ein deutscher Erdogan-Anhänger zu Wort.

Nicht wenige hatten den türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan bei der Türkei-Wahl am Sonntag abgeschrieben. Tatsächlich war es für den Autokraten gewöhnungsbedürftig, dass er nun überhaupt in eine Stichwahl gehen muss. Louis Klamroth wollte bei der neuen Ausgabe von "Hart aber fair" in Erfahrung bringen, wie groß der Rückhalt in der Türkei für den Präsidenten ist – und ob sich Europa mit dem ewigen Erdogan arrangieren muss.

"Hart aber fair": Diese Gäste waren am Montag dabei

  • Alexander Graf Lambsdorff (FDP-Außenpolitiker, designierter Botschafter in Moskau)
  • Deniz Yücel (Journalist)
  • Nalan Sipar (Reporterin)
  • Ufuk Varol (Erdogan-Wähler)
  • Fritz Schramma (ehemals Kölner OB)

Journalist Deniz Yücel spricht in der Sendung von Louis Klamroth von einem "niederschmetternden Ergebnis". Zu Prognosen will er sich genauso wenig hinreißen lassen wie die Journalistin Nalan Sipar. "In der Türkei kann alles passieren", sagt sie. Grünen-Politiker Danyal Bayaz findet: "Die Stichwahl ist ein Zeichen, dass die Macht von Erdogan bröckelt."

"Hart aber fair" in der ARD: FDP-Politiker räumt Fehler bei Integrationspolitik ein

Der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff spricht von der "wichtigsten Wahl des Jahres auf der ganzen Welt". Er sei "höchstgradig nervös, was die nächsten zwei Wochen angeht." Fair sei die Wahl in seinen Augen nicht gelaufen. So sei zum Beispiel Erdogan im TV immer präsent, seine Gegner hingegen wäre kaum zu sehen – und wenn, dann immer nur in einem negativen Kontext.

Fritz Schramma setzte sich als damaliger Oberbürgermeister für den Bau der Ditib-Großmoschee in Köln ein und blickt auf die rund 1,5 Millionen Menschen, die in Deutschland leben, aber am Sonntag wählen durften. "So viele sind in Deutschland in der Demokratie groß geworden", sagt er. "Vielleicht haben wir als Gesellschaft Fehler gemacht." Auch Alexander Graf Lambsdorff räumt Fehler in der Integrationspolitik ein.

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Erdogan-Wähler bei "Hart aber Fair": "Mit Erdogan hat sich was getan"

Ufuk Varol ist einer dieser Menschen. Der 41-Jährige wurde in Köln geboren, besitzt einen türkischen Pass und hat seine Stimme Recep Tayyip Erdogan gegeben. "Wenn das Volk in den letzten 20 Jahren eine Person gewählt hat, dann kann diese Person nicht so verkehrt sein", sagt er. Mit Erdogan habe sich "was getan", so Varol.

Deutsch-Türken würden sich in Deutschland "nach wie vor nicht ganz angenommen" fühlen. Um die Demokratie in der Türkei sei es nicht so schlimm bestellt, wie es in Deutschland dargestellt werde, meint Ufuk Varol.

Deniz Yücel hingegen findet: "Erdogan respektiert den Wählerwillen immer dann, wenn es ihm passt." Und der FDP-Politiker Lambsdorff meint, dass Erdogan zu Beginn seiner Amtszeit viel geschafft habe, "aber da ist er lang drüber hinweg".

Zur Ausgabe von "Hart aber fair" in der ARD-Mediathek.

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