Weimar. Bis 2028 sollen 1,5 Millionen verbrannte Buchseiten wieder nutzbar sein. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz übergibt Spendengelder für die Restaurierung.

Reinhard Laube, Direktor der Herzogin Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar, kam ohne weiße Schutzhandschuhe in den Rokokosaal. Darum gehe es bei der Restaurierung der Bücher, die beim Bibliotheksbrand vor 15 Jahren durch Feuer und Löschwasser beschädigt worden: Sie sollen wieder normal genutzt werden können, sagte Laube, der 2016 die Leitung des wiederhergestellten Hauses übernahm.

Unterstützung kommt einmal mehr von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Einen Scheck über knapp 28.000 Euro übergab Lars Ludwig vom Ortskuratorium Erfurt. Gedacht sind sie für die am schwersten brand- und löschwassergeschädigten Druckwerke, für die in Weimar der Begriff „Aschebücher“ geprägt wurde.

Am Tag des Brandes Anfang September 2004 befanden sich 196.000 Bücher im Bibliotheksgebäude, 28.000 wurden gerettet. 50.000 Bände verbrannten. Zu den größten Verlusten zählt die herzogliche Musikaliensammlung. 118.000 Bände wurden beschädigt geborgen. 25.000 davon seien Aschebücher, sagte Laube. Bei der Rettung gehe es nicht nur um Titel, sondern um Bücher mit eigener Geschichte.

Während alle Bücher mit „nur“ Einbandschäden inzwischen restauriert sind, harren große Teile der Aschebücher noch der Bearbeitung. Die Reinigung von Ruß und Baudreck erfolge blattweise, 2008 wurde dafür in Weimar-Legefeld die bundesweit einzige Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut errichtet. Ein eigens entwickeltes Kompressionsverfahren, bei dem Seiten mit hauchfeinen japanischen Papierbahnen stabilisiert werden, ist patentiert und findet weltweit Anwendung. Von 7 Mio. geborgenen Blatt könnten so bis 2028 1,5 Mio. Blatt gesichert und restauriert werden, sagte Laube.

Bislang kostete die Restaurierung 18 Millionen Euro, weitere 9 Millionen kommen hinzu. Im Ergebnis entstehen Bücher, in denen wieder geblättert und gelesen werden kann – ganz ohne weiße Handschuhe.