Weimar. Das DNT kann diesmal nicht an den Internationalen Schillertagen teilnehmen. Dabei hätte Mannheims Schauspielintendant Christian Holtzhauer die Arbeit „gern dabei gehabt.“

Es ist kein Gesetz, wohl noch nicht mal ein ungeschriebenes. Und dennoch war das Nationaltheater Weimar regelmäßiger Gast im Nationaltheater Mannheim, wenn dort alle zwei Jahre die Internationalen Schillertage ausgerichtet werden.

So gastierten die Weimarer zuletzt 2017 mit Markus Bothes „Maria Stuart“-Inszenierung auf dem Festival, zwei Jahre zuvor mit Hasko Webers „Wallenstein“, mit Dominique Horwitz in der Titelrolle. Diesmal hätte man Jan Neumanns „Wilhelm Tell“ anzubieten gehabt. Und Christian Holtzhauer, einst Kunstfest-Chef in Weimar, nun Schauspielintendant in Mannheim, hätte die „gute Arbeit“ auch „gern dabei gehabt.“

Dass es nicht dazu kommt, ist für Holtzhauer „ein wunder Punkt“, für DNT-Chef Hasko Weber „schmerzensreich“. Drei Wochen lang habe man gemeinsam alles versucht, so Weber, aber das Gastspiel ließ sich nicht disponieren, zumal „Tell“ unbedingt das Mannheimer Opernhaus bräuchte, der Drehbühne wegen.

Vor allem aber sind die Weimarer kurz zuvor und auch während des Festivals bereits andernorts mit viel Aufwand unterwegs: Christian Weises „Macbeth“-Inszenierung (unter anderem mit Corinna Harfouch und Susanne Wolff) gastiert am 16. und 17. Juni am Schauspielhaus Dresden, laut Weber „eine Riesenherausforderung“. Seine Inszenierung von „Nathan der Weise“ ist dann am 27. und 28. Juni im Theater Schweinfurt zu sehen: „Ein fester Gastspielpartner.“

Einst wurden Schillertage im Wechsel ausgerichtet

Die 20. Internationalen Schillertage sind die ersten, die Holtzhauer programmiert. Er stellt sie unter das Motto „Fieber“, nicht nur, aber auch eine Anspielung darauf, dass Schiller in Mannheim einst an Malaria erkrankte, „Nervenfieber“ genannt.

Holtzhauers Prinzip für Gastspiele ist es, „nicht unbedingt die besten Inszenierungen“ einzuladen; vielmehr sollen sie den gegenwärtigen Stand der Schiller-Rezeption abbilden. Das findet nun vom 20. bis 30. Juni unter mittelbarer Thüringer Beteiligung statt. Im „Don Carlos“ aus Düsseldorf tritt der aus Eisenach stammende André Kaczmarczyk als Marquis Posa auf; dass der Regisseur auch noch Alexander Eisenach heißt, ist eine kleine Pointe. Interessanter sind für Holtzhauer indes die Projekte, die von Schiller ausgehende Themen behandeln. Und am interessantesten ist demnach ohnehin ein Buchprojekt des Festivals: 27 Autoren schreiben dafür neue „Briefe zur ästhetischen Erziehung des Menschen“.

1992 vereinbarten Mannheim und Weimar, die Schillertage künftig gemeinsam beziehungsweise im Wechsel auszurichten. Im Kulturstadtjahr 1999 fanden sie in Weimar statt. Schon für 2003 ließ sich das dann aber nicht mehr finanzieren. Und bis heute ist man „strukturell und finanziell meilenweit weg davon“, so Hasko Weber, daran etwas zu ändern.