Erfurt Erfurt. Vor allem Ältere und Kranke kämpfen mit Belastungen durch den Klimawandel. Ärzte beklagen fehlende Zusammenarbeit.

Thüringen ächzt unter der Hitze. „Körperliche Aktivitäten für unsere Bewohner wurden eingestellt. Mit speziellen Wasserplänen wachen wir darüber, dass alle genügend trinken“, sagt Boris Weigert, Leiter des Azurit-Seniorenzentrums in Erfurt. Allerdings vermisse er eine Koordination von Medizinern, Rettungsdiensten und Behörden gegen die Klimafolgen. „Fiele plötzlich der Strom aus und damit die Kühlung durch Ventilatoren und Klimaanlagen, wüssten wir nicht, wohin wir uns wenden können“, so Weigert.

Laut der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) haben vor allem alte Menschen, chronisch Kranke mit Herz-, Kreislauf-, Lungen-, Nieren- und Diabeteserkrankungen sowie Demenz und psychischen Störungen, aber auch Kleinkinder, Schwangere und Fettleibige mit den Gesundheitsfolgen der Hitze zu kämpfen. Das Bundesgesundheitsblatt veröffentlichte unlängst Zahlen, wonach im Zuge der Hitzewelle von 2003 in Deutschland mehr als 7000 zusätzliche Todesfälle geschätzt wurden. Auch 2015, 2016 und 2018 gab es einen Anstieg von Rettungseinsätzen und Todesfällen, bei denen Hitze als Ursache belegbar war.

Während Frankreich bereits seit 2017 einen vierstufigen Hitzeaktionsplan habe, sei das Gesundheitssystem in Deutschland ungenügend auf die Extreme vorbereitet, sagt Ralph Krolews-ki, Hausarzt in Gummersbach und KLUG-Mitglied. „Die Bevölkerung muss gezielt vor den Folgen extremer Hitze geschützt werden. Dafür fehlen gezielte Risikokommunikation, zentrale Koordinierungsstellen sowie die Fortbildung von Ärzten und anderen medizinischen Berufsgruppen“, so Krolewski.

In Thüringen hält man davon nichts. „Wir gehen davon aus, dass alle Gesundheitseinrichtungen auf die Hitze vorbereitet sind. Für Aktionspläne gegen die Hitzefolgen besteht darüber hinaus derzeit keine Notwendigkeit“, sagt Falk Neubert, Sprecher des Gesundheitsministeriums. Betroffene verweist Neubert an die Homepage des Ministeriums, wo auf zwei Seiten über „Präventionsmaßnahmen im Falle außergewöhnlicher und lang anhaltender Hitze“ informiert wird. Bei „Auffälligkeiten“ wird dort der Hausarzt empfohlen. Für August habe die Landesregierung zum Klimakabinett eingeladen.

Dagegen hält man bei der Landesärztekammer Hitzenotfallpläne für überlegenswert. „Grundsätzlich sind die Auswirkungen des Klimawandels als allumfassend anzusehen und nicht rein medizinisch relevant. Es handelt sich um gesamtgesellschaftliche Aufgaben wie das Vorhalten ausreichender Wasservorräte“, sagt Sprecherin Ulrike Schramm-Häder. Laut Bundesärztekammer wird „Klimawandel und Gesundheit“ Schwerpunkt des nächsten Deutschen Ärztetages sein.

Die Grünen fordern derweil ein „Recht auf Hitzefrei“ für Arbeitnehmer. In einem Hitzeaktionsplan der Partei, über den Spiegel online berichtete, wird auf die Gefahren für die menschliche Gesundheit durch die Klimakrise verwiesen. Zum Schutz vor künftigen Hitzeperioden bedürfe es dringend eines koordinierten Hitzeaktionsplanes.

Leitartikel & Seite 8

Thüringen ächzt unter der Hitze. „Körperliche Aktivitäten für unsere Bewohner wurden eingestellt. Mit speziellen Wasserplänen wachen wir darüber, dass alle genügend trinken“, sagt Boris Weigert, Leiter des Azurit-Seniorenzentrums in Erfurt. Allerdings vermisse er eine Koordination von Medizinern, Rettungsdiensten und Behörden gegen die Klimafolgen. „Fiele plötzlich der Strom aus und damit die Kühlung durch Ventilatoren und Klimaanlagen, wüssten wir nicht, wohin wir uns wenden können“, so Weigert.

Laut der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) haben vor allem alte Menschen, chronisch Kranke mit Herz-, Kreislauf-, Lungen-, Nieren- und Diabeteserkrankungen sowie Demenz und psychischen Störungen, aber auch Kleinkinder, Schwangere und Fettleibige mit den Gesundheitsfolgen der Hitze zu kämpfen. Das Bundesgesundheitsblatt veröffentlichte unlängst Zahlen, wonach im Zuge der Hitzewelle von 2003 in Deutschland mehr als 7000 zusätzliche Todesfälle geschätzt wurden. Auch 2015, 2016 und 2018 gab es einen Anstieg von Rettungseinsätzen und Todesfällen, bei denen Hitze als Ursache belegbar war.

Während Frankreich bereits seit 2017 einen vierstufigen Hitzeaktionsplan habe, sei das Gesundheitssystem in Deutschland ungenügend auf die Extreme vorbereitet, sagt Ralph Krolews-ki, Hausarzt in Gummersbach und KLUG-Mitglied. „Die Bevölkerung muss gezielt vor den Folgen extremer Hitze geschützt werden. Dafür fehlen gezielte Risikokommunikation, zentrale Koordinierungsstellen sowie die Fortbildung von Ärzten und anderen medizinischen Berufsgruppen“, so Krolewski.

In Thüringen hält man davon nichts. „Wir gehen davon aus, dass alle Gesundheitseinrichtungen auf die Hitze vorbereitet sind. Für Aktionspläne gegen die Hitzefolgen besteht darüber hinaus derzeit keine Notwendigkeit“, sagt Falk Neubert, Sprecher des Gesundheitsministeriums. Betroffene verweist Neubert an die Homepage des Ministeriums, wo auf zwei Seiten über „Präventionsmaßnahmen im Falle außergewöhnlicher und lang anhaltender Hitze“ informiert wird. Bei „Auffälligkeiten“ wird dort der Hausarzt empfohlen. Für August habe die Landesregierung zum Klimakabinett eingeladen.

Dagegen hält man bei der Landesärztekammer Hitzenotfallpläne für überlegenswert. „Grundsätzlich sind die Auswirkungen des Klimawandels als allumfassend anzusehen und nicht rein medizinisch relevant. Es handelt sich um gesamtgesellschaftliche Aufgaben wie das Vorhalten ausreichender Wasservorräte“, sagt Sprecherin Ulrike Schramm-Häder. Laut Bundesärztekammer wird „Klimawandel und Gesundheit“ Schwerpunkt des nächsten Deutschen Ärztetages sein.

Die Grünen fordern derweil ein „Recht auf Hitzefrei“ für Arbeitnehmer. In einem Hitzeaktionsplan der Partei, über den Spiegel online berichtete, wird auf die Gefahren für die menschliche Gesundheit durch die Klimakrise verwiesen. Zum Schutz vor künftigen Hitzeperioden bedürfe es dringend eines koordinierten Hitzeaktionsplanes.

Leitartikel & Seite 8