Neusitz/Münchenroda. Die Kriminalpolizei ermittelt zu einem neuerlichen Angriff auf ein Weidetier in Thüringen. Hinweise werden auch erbeten zu dem Massaker an mehreren Jungbullen vor anderthalb Wochen bei Jena.

Auf einer Weide bei der Ortschaft Neusitz im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt wurde in der Nacht zum Samstag eine trächtige Kuh offenbar durch einen oder mehrere unbekannte Täter verletzt, wie die Polizei am Montag mitteilte.

Der Tatzeitraum wird auf kurz nach Mitternacht bis in die frühen Morgenstunden eingegrenzt. Die verletzte Kuh war mit weiteren 22 Rindern auf der Weide. Die Kuh konnte auch nach sofort eingeleiteter tierärztlicher Versorgung nicht mehr gerettet werden und erlag ihren Verletzungen. Jedoch konnte das bis dahin ungeborene Kälbchen geborgen werden und wird den Angriff vermutlich überleben. Die Kriminalpolizei Saalfeld und bittet um Zeugenhinweise.

Auch von dem Tierquäler, der auf einer Weide neben dem Golfclub in Jena-Münchenroda mehrere Jungbullen abgeschlachtet und aufgeschlitzt hat, fehlt zehn Tage nach der Tat jede Spur.

Wallache mit „Stichwerkzeugen“ angegriffen

Die Sprecherin der Landespolizeiinspektion Jena, Steffi Kopp, teilte dies unserer Zeitung auf Anfrage mit. Die Ermittler schließen nicht aus, dass ein Zusammenhang zwischen dem Angriff auf die 19 Jungbullen und den beiden Attacken auf männliche Pferde in der Nähe von Jena besteht. Alle drei Taten wurden im Juli verübt.

Mit einem „Stichwerkzeug“, so die Polizei, wurden Anfang des Monats zwei Wallache auf einer Koppel zwischen Rödigen und Lehesten schwer verletzt. Ein drittes Pferd auf der Weide blieb hingegen unverletzt. Etwa eine Woche später, am 16. Juli, wurden einem Wallach auf einer Koppel in Silbertal im Saale-Holzland-Kreis zwei etwa 20 Zentimeter lange Schnittwunden am Hinterleib zugefügt. Das verletzte Tier und die beiden anderen Pferde, die auf der Weide standen, brachen aus der Koppel und liefen zum Haus des Besitzers.

Peta setzt 1000 Euro Belohnung aus für Hinweise zum Täter

Die Arbeitsgruppe Pferd bei der Landespolizeiinspektion Suhl, die eine landesweite Serie von acht Angriffen mit scharfen und spitzen Gegenständen auf Stuten ermittelt, sieht bisher keinen Zusammenhang mit den insgesamt drei Attacken auf Jungbullen und Wallache bei Jena. Diese Fälle würde nicht von der Arbeitsgruppe in Suhl bearbeitet, sagte Polizeisprecherin Kopp.

Die Tierschutzorganisation Peta hat 1000 Euro Belohnung für Hinweise ausgelobt, die zur Ergreifung des Täters oder der Täter führen. „Der Täter muss zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte Peta-Sprecherin Judith Pein. „Wer wehrlose Tiere aus Spaß quält, der schreckt möglicherweise auch nicht vor Gewalttaten gegenüber Menschen zurück.“

Nach Erkenntnissen von Kriminalpsychologen gibt es einen solchen Zusammenhang. Wissenschaftler haben „deutliche Hinweise“ darauf gefunden, „dass Tierquälereien als frühes Warnzeichen für eine spätere Entwicklung gelten müssen, die bis zu einer späteren Mehrfachtötung von Menschen gehen kann“.

Das vermutlich bekannteste Beispiel in Deutschland ist der Serienmörder Frank G. aus Nordrhein-Westfalen. Bevor der gelernte Dachdecker in den 1990er- Jahren vier Frauen umbrachte, tötete er Schafe, Rinder und Pferde. „Seine Taten plante Frank G. minutiös und testete sie vorab an Großtieren“, heißt es in einer wissenschaftlichen Abhandlung zu dem Thema.

Als die Polizei Frank G. im November 1999 festnahm, fand man auf seinem Computer die Zubehörliste für den bereits geplanten fünften Frauenmord: Kabelbinder, zwei Paar Einmalhandschuhe, fünf Kondome, zehn Müllsäcke, Schwarzpulver, hochkonzentrierte Schwefel- oder Salzsäure, drei Explosivkapseln, drei Brandkapseln.

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