Saalfeld. Zuletzt hatte es mehrfach Warnungen davor gegeben, dass gewaltbereite Neonazis auch in der Fußballszene aktiv sind. Eine Razzia hat diesen Verdacht nun erhärtet. Drei Männer wurden festgenommen.

Mit einer Razzia in Thüringen und Sachsen-Anhalt ist die Polizei gegen mutmaßliche rechte Gewalttäter aus der Fußball-Szene rund um den inzwischen insolventen Verein FC Rot-Weiß Erfurt vorgegangen. Mehr als 100 Beamte durchsuchten in Halle, Erfurt, Sondershausen, Kirchheim sowie in der Region Saalfeld-Rudolstadt mehrere Objekte, sagte ein Sprecher der Thüringer Landespolizeidirektion am Dienstag in Kirchheim nach Abschluss der Aktion. Drei Männer im Alter von 26 bis 28 Jahren wurden festgenommen - zwei in der Region Saalfeld-Rudolstadt und einer in Halle.

Den Verdächtigen wird vorgeworfen, eine kriminelle Vereinigung gegründet zu haben. Vorausgegangenen waren den Razzien und den Ermittlungen nach Angaben der Polizei unter anderem zwei Überfälle auf Fans des Fußballvereins FC Carl Zeiss Jena in Saalfeld-Gorndorf und Gotha im vergangenen Jahr. Nach Einschätzung der Ermittler waren Angehörige der Gruppierung «Jungsturm» an den Attacken beteiligt. Diese Gruppierung wird durch die Polizei der Hooliganszene von Rot-Weiß Erfurt zugerechnet. Fans des FC Carl Zeiss Jena gelten als politisch eher linksorientiert.

Bei Durchsuchungen Sturmhauben gefunden

Wegen der Vorfälle habe es bereits im Oktober 2019 eine Festnahme in Frankfurt am Main gegeben, sagte der Sprecher der Landespolizeidirektion. Aus den danach geführten weiteren Ermittlungen hätten Spuren unter anderem zu den nun Festgenommenen geführt. Bei den Durchsuchungen wurden nach Angaben des Polizeisprechers unter anderem Fan-Utensilien, Sturmhauben und verschiedene Datenträger sichergestellt. Waffen seien nicht gefunden worden, hieß es.

Die Ermittlungen, die Razzien und die Festnahmen zeigen nun auch die engen Verbindungen zwischen der Hooliganszene um Rot-Weiß Erfurt, der rechtsextremen Szene und dem Kampfsportmilieu. "Es sind alle drei jetzt Festgenommenen der Polizei als rechte Straftäter bekannt", sagte der Sprecher der Landespolizeidirektion. Auch seien sie als Kampfsportler aktiv.

Zudem ist das in Kirchheim durchsuchte Objekt in den vergangenen Jahren immer wieder als Treffpunkt für die rechte Szene genutzt worden. Nach Angaben des Polizeisprechers sollen sich dort nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen Anhänger von Rot-Weiß Erfurt getroffen und zu Straftaten verabredet haben.

Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus (Mobit) hatte schon vor Monaten vor einer zunehmend enger werdenden Vernetzung von Hooligan-Szene sowie dem Kampfsport- und dem rechtsextremen Milieu gewarnt. Ein Sprecher der Organisation erklärte nun, die jüngsten Razzien bestätigten diese Hinweise, die noch 2019 vom Thüringer Innenministerium nicht ernst genommen worden seien.

Durch die Insolvenz von Rot-Weiß Erfurt und den damit verbundenen Abstieg des Clubs würden dessen Gewaltbereite in Zukunft noch gefährlicher, erklärten der Sprecher der Landespolizeidirektion und der Sprecher von Mobit übereinstimmend. Anders als in größeren Stadien, in denen der Rot-Weiß Erfurt bislang gespielt hatte, gebe es auf einfachen Sportplätzen weder eine bauliche Trennung der Fans voneinander noch ausreichendes Sicherheitspersonal. Dadurch könne es leichter zu Eskalationen kommen.

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