Geschwenda. Nach dem Fund eines toten Säuglings ist ein Waldgebiet in Thüringen weiträumig gesperrt worden. Polizei und Spezialkräfte nahmen die Ermittlungen auf.
Idyllisch ist der Blick vom Rundwanderweg, der sich um Geschwenda herumschlängelt, auf das im Tal gelegene Dorf. Hier oben, zwischen Gewerbegebiet und Ortsrand, sind oft Fußgänger und Radfahrer unterwegs.
Seit Samstagabend aber ist der Feldweg gesperrt. Gegen 20.45 Uhr hatten zwei Hundehalter beim Gassigehen eine grausame Entdeckung gemacht: Im steilen Gelände lag eine bekleidete Babyleiche. Ob männlich oder weiblich, ließ sich auf den ersten Blick nicht feststellen. Das Kind lag wohl schon länger an dieser Stelle.
Sonntagnachmittag wurde der kleine Leichnam obduziert
Die Spaziergänger riefen die Polizei, noch am Abend wurde der Fundort nach weiteren Spuren abgesucht, das Baby wurde von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Am Sonntagnachmittag wurde der kleine Leichnam dann obduziert. Den Durchbruch brachte diese erste Untersuchung nicht. Nur so viel steht fest: Das Kind kam lebend zur Welt, war wohl maximal drei Monate alt. Und starb schon vor Monaten.
Woran, ist ebenso noch unklar wie das Geschlecht des Säuglings. Die Gerichtsmediziner nehmen nun weitere Untersuchungen vor, entnehmen Gewebeproben, machen DNA-Tests, zu denen auch die gefundenen Bekleidungsstücke herangezogen werden. Bis die Ergebnisse vorliegen, werden wohl noch Wochen vergehen.
Der Rundwanderweg blieb auch am Sonntag gesperrt. Die Bereitschaftspolizei aus Erfurt rückte mit 25 Beamten an, unterstützte die Kriminalpolizei bei den weiteren Ermittlungen, indem eine Suchkette gebildet und das Gelände, in dem die Leiche gefunden wurde, akribisch durchkämmt wurde. Auch ein Spürhund kam zum Einsatz.
Polizisten befragen Anwohner in Häusern, die nahe des Fundortes stehen
Mittlerweile sind die Arbeiten abgeschlossen, gefundene Spuren werden ausgewertet. In Geschwenda sind derweil weitere Beamte unterwegs, befragen Anwohner in Häusern, die nahe des Fundortes stehen. Die Stimmung im Ort ist gedrückt, Fassungslosigkeit steht in die Gesichter der Anwohner geschrieben. Doch noch ist es viel zu früh, um zu sagen, wer die Eltern des Kindes sind und wie es zu Tode kam.
Der Fall weckt schlimme Erinnerungen an zwei ähnliche Funde im Ilm-Kreis. Im Januar 2007 entdeckte der neue Besitzer eines Hauses in Thörey beim Aufräumen der Garage drei Babyleichen. Mutter war eine damals 21-Jährige, die zuvor in dem Haus gelebt hatte. Sie hatte die Kinder zwischen 2002 und 2005 zur Welt gebracht. Sie musste für neun Jahre ins Gefängnis.
Im Januar 2016 stieß eine Spaziergängerin am Ortsrand von Ichtershausen auf die Leiche eines Säuglings. Wenige Tage später wurde in unmittelbarer Nähe ein zweites totes Kind gefunden. Kurz darauf wurden eine damals 29-Jährige und ihr 34 Jahre alter Ex-Lebensgefährte festgenommen, die Elternschaft der beiden wurde per DNA-Test festgestellt. Die Kindsmutter muss eine Haftstrafe von achteinhalb Jahren verbüßen. Dem Vater war nicht nachzuweisen, dass er in den Kindsmord verwickelt war. Er wurde freigesprochen.
Die Beamten werden auch im Fall von Geschwenda in Kürze mit weiteren Details an die Öffentlichkeit gehen. Sie hoffen, auf diesem Wege Hinweise zu bekommen, wer für den Tod des Säuglings verantwortlich ist, wer die Eltern sind. Im Fall Ichtershausen kamen die Hinweise , die zur Festnahme der Eltern führten, aus dem unmittelbaren Wohnumfeld.
Zeugen, die auf dem Rundwanderweg in Geschwenda verdächtige Beobachtungen gemacht haben, sollten sich umgehend an die nächste Polizeidienststelle wenden, so die Bitte der Ermittler. Auch ihnen ist anzumerken, dass dieser Fund einer Kinderleiche nicht spurlos an ihnen vorübergeht.
Babyleiche in Waldgebiet in Thüringen entdeckt
Britt Mandler