Erfurt. Künstliche Intelligenz (KI) hat längst Einzug in den Alltag von Schulen und Universitäten gehalten. Eine Tagung in Erfurt ging Chancen und Problemen auf den Grund.

Mit Blick auf neue Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz (KI) wie ChatGPT an Schulen hält Thüringens Landesdatenschutzbeauftragter Lutz Hasse eine Anpassung der Lehrerausbildung für notwendig. Die Ausbildung von angehenden Lehrerinnen und Lehrern in den Bereichen Medienkompetenz, digitale Kompetenz und Recht finde "so gut wie nicht statt", kritisierte Hasse am Rande einer Tagung zum Thema "Künstliche Intelligenz und Schule" in Erfurt. Seiner Meinung nach gehöre es aber zur Aufgabe von Schulen, Medienkompetenz zu vermitteln. Lehrer müssten daher auch mehr Zeit für Fortbildungen bekommen.

Lutz Hasse ist Landesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit in Thüringen.
Lutz Hasse ist Landesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit in Thüringen. © dpa | Martin Schutt

"Wir Datenschützer bemühen uns ja, nicht Bremser zu sein", sagte Hasse. Er sei für Digitalisierung und auch für Künstliche Intelligenz. "Aber KI muss kontrollierbar sein und KI muss gut für den Menschen sein", erklärte er. Bei ChatGPT wisse man aber nicht, was es sei.

"Wir müssen Kompetenzen aufbauen"

Auch der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber plädierte für die Vermittlung von mehr Medienkompetenz an Schulen. "Wir müssen Kompetenzen aufbauen, um die Funktionalität, die Chancen und die Risiken zu verstehen", sagte Kelber in einer Videobotschaft für die Tagung. Kindern und Jugendlichen müsse vermittelt werden, dass KI "nicht nur Lernhilfe und Unterstützung" sein könne, sondern auch problematische Auswirkungen haben könne - etwa auf die Wahrnehmung auf die Realität oder den Umgang mit den eigenen Daten.

Kelber machte deutlich, dass er Künstlicher Intelligenz auch Positives abgewinnen kann. Sie könne dabei helfen, besser zu lernen oder Lernprobleme zu diagnostizieren, sie könne auch bei der Erstellung von Lehrplänen helfen und sie zu personalisieren, sagte er.

"Dazu gehört aber vor allem auch, dass gelernt wird, die Antworten solcher Systeme zu hinterfragen, zu reflektieren, zu verstehen, wo und wie man KI-Unterstützung nutzen kann, effizienter und effektiver zu werden", sagte Kelber. Er wies darauf hin, dass die Antworten der Programme teils falsch seien oder Unwahrheiten beinhalteten. Außerdem kursierten immer wieder Bilder, die von solchen Programmen generiert wurden, die täuschend echt aussähen. Die KI-gestützte "Erfindung von Bildern" bringe neue Herausforderungen mit sich, sagt Kelber.

"KI sollte spielerisch eingesetzt werden"

Der Umgang mit KI-Werkzeugen sollte seiner Meinung nach daher schon früh in den Schulen beginnen. "KI sollte spielerisch eingesetzt werden", sagte Kelber. "Der kritische und selbstbestimmte Umgang mit KI wird in Zukunft eine Kernkompetenz sein", sagte der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI).

Hasse nannte es ein "fatales Signal" des neuen Präsidenten des Lehrerverbands, Stefan Düll, von "Datenschutz-Klimbim" zu sprechen. "Ich hoffe nicht, dass das in der Lehrerschaft herumgeht", sagte Hasse. Er habe Düll angeschrieben und ihm seine Hilfe angeboten. "Was nicht sein kann aus meiner Sicht ist, dass Schule, auch Hochschule, ein datenschutzrechtsfreier Raum ist. Das geht gar nicht", sagte Hasse. Düll hatte in einem Interview eine Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer von nicht unmittelbar unterrichtsbezogenen Aufgaben gefordert. "Das sind so Dinge wie Datenschutz-Klimbim, da geht es um Gefährdungsbeurteilungen - lauter so Zeug, das uns nur von dem abhält, wofür wir eigentlich da sind, nämlich vom Unterrichten abhält", hatte Düll im ZDF-"Morgenmagazin" gesagt.