Crawinkel. 20 Esel auf den Pferdekoppeln von Heinz Bley schrecken den Wolf bisher nicht ab.

Die Serie von Fohlenrissen zwischen Crawinkel und Liebenstein reißt nicht ab. „Am Freitag wurde das fünfte Fohlen auf meinen Koppeln gerissen“, bestätigte Züchter Heinz Bley, Bürgermeister von Crawinkel, soeben unserer Zeitung. Dem Anschein nach war es wieder der Wolf, wahrscheinlich die in der Nähe lebende Wölfin von Ohrdruf. Die Serie der Wolfsattacken auf Bleys Fohlen begann am 19. März. Das amtliche Ergebnis der vier bisher überprüften Fälle lautete übereinstimmend: Schadensverursacher Wolf.

Seine 20 Esel hat Bley vor wenigen Wochen zum Schutz der Fohlen auf die Koppeln geschickt. Esel, sagt Bley, seien wehrhaft und könnten, hofft er, Wölfe verscheuchen. Denn ein Eseltritt hat extrem Wucht. „Fast wie bei einem Zebra. Das tritt nicht nur einmal kräftig zu, sondern rüttelt hundertfach hinterher. Das tut mehr weh“, sagt Bley.

Heinz Bley, Bürgermeister von Crawinkel, setzt die 20 Esel seiner Herde gegen Wölfe ein. Foto: Frank Schauka
Heinz Bley, Bürgermeister von Crawinkel, setzt die 20 Esel seiner Herde gegen Wölfe ein. Foto: Frank Schauka © zgt

Für den Wolf sind die Pferdekoppeln, auch wenn sie umzäunt sind, wie ein gedeckter Tisch. Knapp 200 Fohlen, von denen etwa die Hälfte schon geboren ist, werden bis August im Freien leben.

Ist die Ohrdrufer Wölfin noch alleine?

Unklar ist, ob die Fohlenrisse allein auf das Konto der Ohrdrufer Wölfin gehen. 30 bis 40 Kilogramm Fohlenfleisch seien für einen einzigen Wolf schwer zu verschlingen, vermutet Heinz Bley. Entweder, denkt er, habe die Wölfin wieder Nachwuchs, den sie mitversorgen muss, oder es habe sich ein Rüde zu ihr gesellt. Oder beides.

Auf jeden Fall hat das Thüringer Umweltministerium die Suche nach dem Versteck der Wölfin vor etwa vier Wochen noch einmal intensiviert. Dutzende zusätzlicher Fotofallen wurden dazu installiert. Das Ministerium setzt bei der Suche nach der Wölfin nun auch verstärkt auf die Unterstützung von Jägern und Jagdgenossen.

Thüringer Wölfin ist Spitzenreiter in Sachen Nutztierriss

Der Naturschutzbund Nabu kritisiert eine mögliche Jagd nach der Wölfin dennoch scharf und beklagt, dass sich in Thüringen Interessengruppen für den Abschuss von Wölfen und deren Bejagung einsetzten. „Dies ist unverständlich, denn wir haben in Thüringen gerade einmal eine sesshafte Wölfin“, teilte Silvester Tamas mit, Sprecher der Nabu-Arbeitsgruppe Wolf. „Kaum in Thüringen angekommen, wir der einzigen im Freistaat ansässigen Wölfin unterstellt, sie allein sei für zahlreiche Rissvorfälle oder für die Nachnutzung von toten Weidetieren in der Region um Ohrdruf verantwortlich.“ Zur Jagd auf die Wölfin zu blasen, sagt Tamas, sei „ein Armutszeugnis“.

Im Jahr 2017, als die Wölfin nach einer Paarung mit einem Labrador aus einem Dorf in der Nähe sechs Mischlingswelpen gebar, gingen bis Dezember des Jahres mehr als 80 Schafe und Ziegen rund um Ohrdruf auf das Konto Wölfin samt Welpen. 2017 war die Wölfin Spitzenreiter bei Nutztierrissen in ganz Deutschland.

Vier der sechs Hybriden wurden nachweislich im Auftrag des Umweltministeriums inzwischen erschossen, drei im Frühjahr 2018, ein Rüde vor wenigen Wochen. Wo die zwei Halbwölfe abgeblieben sind, die bisher nicht im behördlichen Auftrag getötet werden konnten, ist unklar.

Weitere Wolfsnachrichten aus Thüringen:

Zum ersten Mal wurde ein Wolf im Hainich nachgewiesen

Viertes Fohlen soll vom Wolf gerissen worden sein

Hund-Wolfs-Hybrid abgeschossen – Wölfin von Ohrdruf soll eingefangen werden

Mehr zum Thema Wolf in unserem Dossier „Der Wolf in Thüringen“