Erfurt. Ein deutschlandweit einheitliches Computer-Programm soll die Gesundheitsämter im Kampf gegen die Corona-Krise unterstützen. Doch in Thüringen gibt es einige wenige Nachzügler, die noch nicht auf “Sormas“ setzen. Das hat Gründe.

19 von 22 Thüringer Gesundheitsämtern nutzen inzwischen das sogenannte Sormas-Programm, um etwa die digitale Kontaktnachverfolgung in der Pandemie zu erleichtern. Das teilte das Gesundheitsministerium in Erfurt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Mit den drei Landkreisen, die noch nicht angeschlossen sind, sei man aber in Kontakt, um auch dort noch kurzfristig eine Anbindung herzustellen. Alles Wichtige zur Corona-Pandemie in Thüringen lesen Sie in unserem Blog

Eine Hauptursache, warum die Einführung von Sormas teils schleppend verläuft, sei die Pandemie selbst, sagte eine Ministeriumssprecherin. Diese führe ohnehin zu einem erhöhten Arbeitsaufkommen in den Gesundheitsämtern. In einer solchen Phase auf neue Software umzustellen und Mitarbeiter entsprechend zu schulen, sei eine zusätzliche Herausforderung.

Allerdings stelle der Bund Ressourcen etwa zur Einarbeitung in das System zur Verfügung, um den Aufwand so gering wie möglich zu halten, berichtete die Sprecherin. Auch das Programm komme kostenlos vom Bund. Die Betriebskosten dafür übernimmt den Angaben zufolge bis Ende 2022 das Bundesministerium für Gesundheit.

Ein anderes Problem ist der Sprecherin zufolge, dass einige Gesundheitsämter bereits vor Sormas eigene Software für eine bessere Bewältigung der Pandemie beschafft hätten. Allerdings sei die Einführung von Sormas inzwischen eine Verpflichtung für alle Gesundheitsämter in Deutschland. «Die Vorteile überwiegen.»

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Über das Programm sollen in Zukunft durch Erweiterungen alle wichtigen Stellen miteinander verknüpft werden und Daten austauschen können. Labore könnten so direkt Testergebnisse an Gesundheitsämter übermitteln, die Ämter wiederum schnell ihre Daten dem Berliner Robert Koch-Institut schicken. Zudem solle es künftig möglich werden, verschiedene Apps zur Kontaktnachverfolgung mit dem System zu verbinden, erklärte die Ministeriumssprecherin. «Die Prozesse werden vereinfacht, verstärkt und gebündelt.»

Der Beamtenbund dbb hatte das Sormas-Programm im April kriisiert, da Mitarbeiter von Gesundheitsämtern beispielsweise über eine umständliche Handhabung der digitalen Datenakte klagten.