Weimar. Im vergangenen Winter ächzten Thüringens Krankenhäuser und Pflegeheime unter der Corona-Welle. Nach einer kurzen Sommerpause steigen die Zahlen nun wieder deutlich an.

Die Corona-Zahlen in Thüringen nehmen in der ersten Ferienwoche weiter an Fahrt auf. Sowohl bei der Inzidenz als auch in den Krankenhäusern und Pflegeheimen weisen die Zahlen nach oben und liegen teils wieder auf dem Niveau vom vergangenen Herbst. So wurden am Donnerstag 30 Corona-Patienten auf Intensivstationen in Thüringen behandelt, wie aus dem Divi-Intensivregister hervorging. Im Jahr 2021 wurden über den Sommer viel weniger Patienten verzeichnet – die 30 wurde erst Mitte Oktober wieder erreicht.

Allerdings ist die Situation auf den Intensivstationen derzeit noch weit vom Höhepunkt der Delta-Welle vergangenen Winter entfernt. Damals waren teils über 220 Menschen gleichzeitig mit Covid-19 auf den Intensivstationen behandelt worden. Einige wurden sogar in andere Bundesländer ausgeflogen.

In den Thüringer Pflegeheimen haben sich die Infektionszahlen binnen eines Monats mehr als verdoppelt. Insgesamt 249 Bewohner und 162 Beschäftigte waren Stand Mittwoch positiv getestet, wie das Landesverwaltungsamt mitteilte, bei dem die Heimaufsicht angegliedert ist. Betroffen von Ausbrüchen waren 84 Heime. Vier Wochen zuvor (22. Juni) waren noch deutlich weniger Menschen infiziert, nämlich 109 Bewohner und 69 Mitarbeiter in 38 Heimen.

Anfang November 2021 waren die Zahlen nur etwas höher gewesen: Damals waren 338 Bewohner und 175 Mitarbeiter infiziert. Das Infektionsgeschehen verteilte sich auf 76 Heime und damit ein paar weniger als aktuell.

Auch hier liegen die Zahlen aber noch deutlich unter denen in den Hochphasen der Delta-Welle. Im Dezember 2021 etwa hatte es bei über 700 Bewohnern und 400 Mitarbeitern Corona-Infektionen gegeben. Damals starben binnen vier Wochen über 250 Senioren an oder mit Corona. Immer wieder gab es verheerende Ausbrüche mit teils Dutzenden Todesfällen in einzelnen Heimen. In den vier nun betrachteten Wochen starben insgesamt fünf Pflegeheimbewohner in Verbindung mit Corona.

Die Thüringer Sieben-Tage-Inzidenz lag am Donnerstag laut Robert Koch-Institut bei 426,3. In der Vorwoche hatte die Zahl der wöchentlichen Neuinfektionen je 100.000 Einwohner bei 341,4 gelegen. Damit verzeichnet der Freistaat bundesweit weiter das geringste Infektionsgeschehen.

Ein vollständiges Bild der Infektionslage liefert die Inzidenz allerdings nicht. Seit geraumer Zeit gehen Experten von einer hohen Zahl von Infektionen aus, die nicht vom RKI erfasst werden – vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Aber nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

Die Thüringer Corona-Regeln werden laut Gesundheitsministerium bis zum 17. August verlängert. Damit müssen Masken in Thüringen auch in den kommenden Wochen im öffentlichen Nahverkehr, in Arztpraxen, Krankenhäusern sowie in Pflegeeinrichtungen getragen werden. Der Besuch in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ist danach weiterhin nur für Menschen gestattet, die geimpft, genesen oder negativ getestet sind. Angesichts der Lage auf den Intensivstationen sagte Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke): "Ich mahne daher zur Vorsicht, niemand sollte leichtfertig eine Infektion mit diesem heimtückischen Virus riskieren".