Berlin. Cannabis soll in Deutschland zu Teilen genehmigt werden. Eine amerikanische Studie warnt jetzt vor schweren Krankheiten durchs Kiffen.

Wenn das mal kein ungünstiges Timing ist: Während der Cannabis-Konsum in Deutschland ab April zumindest teils legalisiert werden soll, wurde jetzt in den USA eine beunruhigende Studie zu den möglichen Gefahren des Kiffens veröffentlicht.

Forscher der University of California in San Francisco und des Massachusetts General Hospital in Boston haben herausgefunden, dass ein regelmäßiger Joint, das Nutzen eines Vaping-Utensils oder der Verzehr von sogenannten Edibles, also essbaren Cannabis-Produkten, das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt dramatisch erhöhen kann. Die Studie wurde im „Journal of the American Heart Association“ veröffentlicht.

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Studie zeigt: hohes Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt durch Cannabis

Im Rahmen der Erhebung wurden die Daten von 434.104 erwachsenen US-Amerikanern aus den Jahren 2016 bis 2020 ausgewertet. Dafür hatten die Probanden ihre gesundheitliche Vorgeschichte und eventuelle Krankheiten im Rahmen einer Umfrage selbst angegeben. Parallel wurde der Cannabis-Konsum abgefragt.

Demnach nahmen 90 Prozent der Studienteilnehmer gar kein Cannabis zu sich, sieben Prozent nutzten es regelmäßig, aber nicht täglich, und rund vier Prozent waren tägliche „Kiffer“.

Das Ergebnis: Der Gebrauch von Cannabis, egal in welcher Form, erhöhte das Risiko für verschiedene Herzerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfälle. Kiffer hatten demnach im Schnitt ein 25 Prozent höheres Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, als die Probanden, die komplett auf Cannabis verzichteten. Das Schlaganfall-Risiko war sogar um 42 Prozent erhöht. Auffällig: Je mehr die Probanden kifften, desto höher war das Risiko.

Laut einer Untersuchung aus dem Jahr 2021 konsumierten 8,8 Prozent aller Deutschen im Alter von 18 bis 64 Jahren in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal Cannabis.
Laut einer Untersuchung aus dem Jahr 2021 konsumierten 8,8 Prozent aller Deutschen im Alter von 18 bis 64 Jahren in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal Cannabis. © DPA Images | Fabian Sommer

Die USA gelten als erkenntnisreiches Testgebiet in der Erforschung von Cannabis-Folgeerkrankungen, da der Konsum mittlerweile in 24 Staaten straffrei möglich ist. Dementsprechend stieg die Zahl der Nutzer in den vergangenen Jahren immer stärker an. In einer Hochrechnungsumfrage aus dem Jahr 2019 hatten 48,2 Millionen US-Amerikaner angegeben, zumindest gelegentlich Cannabis zu konsumieren. Zum Vergleich: 2002 waren es nur 25,8 Millionen – knapp die Hälfte.

Cannabis: meist unbewusstes Risiko

Dass Cannabis psychische Erkrankungen wie eine Psychose begünstigen kann, ist bereits seit Jahren bekannt. Die potenziell tödlichen Folgeerkrankungen sind den meisten Konsumenten aber nicht bewusst.

Abra Jedders, die Hauptautorin der Studie, sagte in einem Statement: „Trotz des weit verbreiteten Konsums ist nur wenig über die Risiken des Cannabis-Konsums und insbesondere die Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekannt. Die Wahrnehmung des schädlichen Effekts von Cannabis-Rauchen nimmt ab. Frühere Forschungen legten jedoch nahe, dass Cannabis mit ebensolchen Krankheiten in Verbindung gebracht werden könnte. Darüber hinaus kann das Rauchen von Cannabis – die vorherrschende Art des Konsums – zusätzliche Risiken bergen, da Feinstaub eingeatmet wird.“ Das ist auch der Fall, sollten die Joints ohne zusätzliches Streckmaterial in Form von herkömmlichem Tabak genutzt werden.

Das Problem: Laut Jeffers sei Cannabis-Rauch nicht allzu unterschiedlich von Tabakrauch, abgesehen vom enthaltenen Wirkstoff THC statt Nikotin. Die Expertin: „Unsere Studie zeigt, dass das Rauchen von Cannabis ein erhebliches kardiovaskuläres Risiko birgt, genau wie das Rauchen von Tabak.“ Die genauen Gründe für das erhöhte Risiko sind derzeit noch unklar, sollen aber in weiteren Studien untersucht werden. Eine erste Vermutung: Durch das Einatmen des Rauches werden die Gefäße geschädigt, was Herzinfarkte und Schlaganfälle begünstigt.

Einschränkungen der Cannabis-Studie

Da die Probanden ihre eventuellen Herzerkrankungen selbst angaben und die Wissenschaftler keinen Zugang zu den „echten“ medizinischen Daten hatten, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Daten aufgrund möglicher Erinnerungsfehler leicht verfälscht sind.