Erfurt. Die vierte Corona-Welle hat Thüringen erreicht. Mehrere Regionen melden neue Höchstwerte bei aktiven Fällen oder der Sieben-Tage-Inzidenz. Doch wie hoch wird diese in den kommenden Wochen steigen?

Seit Wochen steigt die Zahl aktiver Corona-Infektionen in allen Thüringer Landkreisen und Städten – und der Trend beschleunigt sich weiter. So meldete das Gesundheitsamt Erfurt am Donnerstagmorgen 217 neue Coronafälle. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag mit 341 rund 50 Prozent über dem bisherigen Höchstwert der Landeshauptstadt in den vorangegangenen Corona-Wellen.

Im Kreis Gotha hat die Zahl der aktuell an Covid-19 Erkrankten am Donnerstag mit 1058 einen neuen Höchststand erreicht. Noch nie seit Beginn der Pandemie waren so viele Menschen im Landkreis gleichzeitig mit dem Coronavirus infiziert, meldete das Landratsamt.

Auch andere Thüringer Landkreise steuern auf neue Höchstzahlen zu. Doch was hat das für den Inzidenzwert im gesamten Freistaat zu bedeuten. Wie stark könnte dieser in den kommenden Wochen steigen?

Corona-Simulator sagt hohe Inzidenz für Thüringen vorher

Einen Anhaltspunkt liefert CoSim, der Corona-Simulator eines Teams der Universität Saarland. Die Vorausberechnungen des Inzidenzwertes für Deutschland und einzelne Bundesländer für die kommenden Wochen lagen in der Vergangenheit oft nah an den tatsächlich erreichten Zahlen. Neben der aktuellen Fallzahl werden unter anderem die Zahl der bereits vollständig Geimpften und das aktuelle Impftempo in die Berechnungen einbezogen.

Für Deutschland rechnet die Vorhersage-Software Ende November mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von rund 370. Das entspricht in etwa der bislang höchsten Inzidenz in Thüringen, die der Freistaat um Weihnachten 2020 herum vermeldete.

Vorhersage des Corona-Simulators CoSim für Deutschland bis Ende November.
Vorhersage des Corona-Simulators CoSim für Deutschland bis Ende November.

Thüringen würde den Wert von 370 laut Corona-Simulator bereits Mitte nächster Woche überschreiten und danach weiter dramatisch ansteigen. Um den 20. November herum könnte laut Vorhersage das erste Mal der Inzidenzwert von 1000 für das gesamte Bundesland überschritten werden, ein weiterer Anstieg über 1500 wäre möglich.

Vorhersage des Corona-Simulators CoSim für Thüringen bis Ende November.
Vorhersage des Corona-Simulators CoSim für Thüringen bis Ende November.

Lauterbach wirbt für Booster-Impfung

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht in den sogenannten Booster-Impfungen eine Möglichkeit, den derzeitigen Anstieg der Inzidenzen zu bremsen: „Die Booster Impfung läuft in den Praxen unkoordiniert und zu langsam an. Dabei würde die Booster Impfung nicht nur die Covid-Sterblichkeit senken sondern auch die Inzidenz“, schreibt er auf Twitter.

Hospitalisierungen noch auf niedrigem Niveau

Einen großen Unterschied gibt es jedoch zu den vorangegangenen Wellen. Vermutlich aufgrund der Impfquote vor allem bei älteren Menschen, ist die Zahl der Menschen mit Corona in Thüringens Krankenhäusern deutlich geringer. Derzeit sind die Intensivstationen bei weitem nicht so belegt wie über Weihnachten oder in der dritten Welle im Frühjahr. Aktuell liegen 50 Personen in ganz Thüringen mit Corona auf einer Intensivstation, davon müssen 16 beatmet werden. Im Januar 2021 waren es 162, davon 92 beatmet.

Über CoSim

Der Corona-Simulator ist ein interaktives Vorhersage-Tool, das Wissenschaftler der Universität des Saarlandes unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Lehr entwickelt haben. Die Software berechnet unter anderem auf Basis der Daten des Robert-Koch-Instituts und der Angaben zum Impffortschritt mögliche Szenarien, wie sich die Inzidenzzahlen in Deutschland und den einzelnen Bundesländern entwickeln. Lokale Ausbruchsgeschehen können allerdings zu deutlich anderen als den vorhergesagten Zahlen führen.