Erfurt. Grippewellen verlangsamen den Trend zu mehr Lebenszeit. In dieser Saison gab es zwölf Grippe-Tote in Thüringen.

Die Grippewellen der letzten zehn Jahre verlangsamen den bisherigen Trend zu einer längeren Lebenserwartung. Nach einer aktuellen Studie mit Beteiligung von Epidemiologen des Robert-Koch-Instituts (RKI) waren in den ersten Monaten der schweren Epidemien in den Jahren 2013, 2015 und 2017 unmittelbare Einflüsse auf die allgemeine Sterblichkeit zu erkennen. So fiel in den genannten Jahren jeder 40. Gestorbene den Folgen von Grippe-Erkrankungen zum Opfer.

In einer Arztpraxis erhält eine Frau eine Grippeschutzimpfung in den Oberarm. Foto: Patrick Pleul/dpa
In einer Arztpraxis erhält eine Frau eine Grippeschutzimpfung in den Oberarm. Foto: Patrick Pleul/dpa © zgt

Laut Studie ist die Lebenserwartung in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland zwar deutlich gestiegen – seit Beginn der 1990er-Jahre um 4,2 Jahre bei den Frauen auf nunmehr 83,2 Jahre und um 5,9 Jahre bei den Männern auf 78,4 Jahre. Allerdings zeigten sich in den letzten Jahren immer wieder Unterbrechungen dieses Anstiegs. Diese führen die Forscher auf Grippewellen zurück. Bei den genannten schweren Grippe-Epidemien gab es demnach Schätzungen zufolge jeweils mehr als 20.000 Tote. Das entspricht gut zwei Prozent der jährlichen Todesfälle. Influenza-Aktivität und Todesfälle treten jeweils nach der Jahreswende auf. Diese Exzess-Mortalität falle exakt mit den Jahren zusammen, in denen sich der Anstieg der Lebenserwartung verlangsamte. Vermutet wird, dass die Zahlen bei der besonders schweren Grippesaison 2017/2018 sogar noch übertroffen wurden.

Aktuelle Grippewelle klingt wieder ab

In diesem Zusammenhang appellieren die Wissenschaftler einmal mehr an Ärzte und Patienten, sich gegen Influenza impfen zu lassen. Wie in dieser Woche bekannt wurde, plant Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein Gesetz, das Grippeschutz-Impfungen in Apotheken erlauben soll. Die am Modellprojekt beteiligten Apotheker sollen dafür eigens geschult werden.

Erste leichte Entwarnung gibt es in der laufenden Grippesaison. Aktuell gehe die Aktivität der Atemwegserkrankungen wieder zurück, heißt es in den Wochenberichten von Land und Bund. Laut Thüringer Gesundheitsministerium wurden in der vergangenen Berichtswoche 295 Erkrankungen gemeldet, von denen sich 264 Fälle im Labor bestätigten. 31 Erkrankte kamen ins Krankenhaus. Im Vergleich zur Vorwoche bedeute dies einen weiteren Rückgang um ein Drittel. Insgesamt erkrankten bisher über 6000 Thüringer an Grippe. Die Zahl der Todesfälle stieg auf zwölf, die Betroffenen waren zwischen 73 und 93 Jahre alt, sieben davon Frauen. Im Vorjahr waren es zu diesem Zeitpunkt 25 registrierte Sterbefälle im Alter zwischen 54 und 96 Jahren.

Deutschlandweit waren laut Robert-Koch-Institut seit Oktober 754 Grippetote zu beklagen, die überwiegende Mehrheit durch Influenza A. 175.000 Grippefälle wurden durch Laborbefunde bestätigt, jeder Fünfte kam ins Krankenhaus.

Brandenburg verordnet Masernimpfung für Kitas – und Thüringen?

In Brandenburg gilt für Kindergärten jetzt eine Impflicht gegen Masern. Beschlossen hat das der Landtag. In Thüringen hatte sich die Landesärztekammer kürzlich ebenfalls für eine Pflichtimpfung gegen Masern ausgesprochen. Entscheiden müsse dies aber die Politik. Die sieht die Diskussion aber skeptisch. Laut Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) scheine eine Impfpflicht auf den ersten Blick der Impfmüdigkeit etwas entgegenzusetzen. Aus der Forschung wisse man aber, dass eine Impfpflicht sogar kontraproduktiv sein könne. Stattdessen setzt Werner auf Aufklärung und Information.