Erfurt. Anlässlich des heutigen Aktionstages gegen Glücksspielsucht, fordern Ärzte und Psychologen mehr Anstrengungen bei der Aufklärung über Glücksspielsucht vor allem bei Kindern und Jugendlichen.

„Schon in vermeintlich harmlose Handy- und Onlinespiele sind oft Glücksspielelemente eingebaut. So lernen Kinder Glücksspiele als etwas Normales anzusehen“, erklärt Dr. rer. nat. Volker Premper, Leitender Psychologe an der Median-Klinik Schweriner See in Lübstorf. „Hier müssen verstärkt Erziehungsberechtigte und später die heranwachsenden Jugendlichen rechtzeitig aufgeklärt werden.“

Dr. rer. nat. Volker Premper, Leitender Psychologe an der Median-Klinik
Dr. rer. nat. Volker Premper, Leitender Psychologe an der Median-Klinik "Schweriner See" in Lübstorf.   © Christian Nielinger

Die Experten wollen bei ihrer Forderung nicht von vornherein alle Kinderspiele mit Glückselementen verteufeln. „Auch Quartettspielen oder der Klassiker Mensch Ärgere Dich Nicht enthalten Zufallselemente“, so Dr. Premper. „Erkunden, riskieren und auf das Glück hoffen – das sind wichtige Erfahrungen, die Kinder und Jugendliche frühzeitig für eine gesunde Entwicklung brauchen. Uns geht es darum, über Spiele aufzuklären, die Geldgewinne simulieren und dem Automatenspiel sehr ähnlich sind.“

Virtuelle Währungen überschreiten Grenzen

Laut einer DAK-Studie vom März 2019 sind in Deutschland rund 500.000 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren gefährdet, eine Glücksspielsucht zu entwickeln. Vor allem Computerspiele und Onlinespiele mit Glücksspielelementen sind ein Problem.

„In Spielen wie dem Shooter ‚Fortnite‘ oder der Fußballsimulation ‚Fifa‘ sind virtuelle Gewinne – zum Beispiel als Coins oder V-Bucks – möglich“, erklärt Dr. Premper. Eine besonders große Herausforderung sind die so genannte Ingame-Coins, eigene Währungen der Spiele, die auch gegen reales Geld gekauft werden können. Dabei verlieren die Spieler leicht die Übersicht der tatsächlichen Ausgaben, insbesondere dann, wenn sie online gegen andere Spieler antreten.

Alarmsignale rechtzeitig bemerken

Nicht jeder, der diese Spiele spielt, wird gleich abhängig, aber wenn das Spiel ins Zentrum des Lebens rückt und die Kontrolle verloren geht, wird es Zeit, zu handeln. „Erste Anzeichen sind bei Jugendlichen Desinteresse am sozialen Leben, Schulprobleme, Abkapseln und Reizbarkeit“, so Dr. Premper. In diesem Fall sollten Eltern rechtzeitig Hilfe bei entsprechenden Beratungsstellen suchen. Noch besser aber sei es, so empfehlen die Therapeuten und Ärzte von Median, umfassend für Aufklärung und ausreichend Unterstützung zu sorgen.

Rechtzeitig Hilfe holen – Informationen im Web

Durch einen kurzen Selbsttest kann man sich auf der Median-Homepage durchklicken. Hier erfährt man auch, dass es in Thüringen mehrere Kliniken gibt, die sich mit dem Thema Glücksspielsucht auseinandersetzen und entsprechende Therapien anbieten.

Mehr Informationen und Telefonnummern

Reha-Kliniken mit Schwerpunkt Glückspielssucht in Thüringen

  • Reha-Zentrum Bad Berka, Telefon: 036458-380
  • Heinrich-Mann-Klinik Bad Liebenstein, Telefon: 036961-37219
  • Klinik Bad Tennstedt, Telefon: 036041-350
  • Inselsberg-Klinik, Telefon: 036259-530
  • Klinik Römhild, Telefon: 036948-87000