Nordhausen. Neue Idee des Landrats: Baulücke mit Neubau schließen und Wiedigsburghalle als Veranstaltungsort attraktiver machen. Dazu Hotel am Zorgeufer mit Direktverbindung zum Badehaus.

Mattias Jendricke macht ernst: Kündigte der Landrat (SPD) im TA-Interview vor zwei Wochen noch den Erwerb der Wiedigsburghalle für kommendes Jahr an und träumte dabei von einer Erweiterung des Areals, so stellt er am Donnerstag bereits seine Pläne für eine angrenzende Baulücke in der Grimmelallee vor. „Ich bin hier mit großer Begeisterung unterwegs und glaube an Effekte für den ganzen Landkreis“, kommentiert er seine Idee.

Geht es nach Jendricke, so soll auf der heutigen Parkfläche ein Kongresszentrum in den Himmel wachsen, das mit der Halle verbunden ist. Eine Machbarkeitsstudie zeigt bereits heute auf, wie dies später einmal aussehen könnte: Dreietagig schmiegt es sich zwischen beide Nachbargebäude. Ein gläsernes Foyer verbindet den Eingangsbereich zur Grimmelallee mit der angrenzenden Halle. „Und darüber ist ein Konferenzraum angedacht – mit seinen geplanten 199 Quadratmetern der Größe des Ratssaals im Bürgerhaus nicht unähnlich“, erläutert der Landrat begeistert.

So sieht der Entwurf für das Kongresszentrum derzeit aus. Foto: Architektur- und Ingenieurbüro Probst-Schmidt-Klima
So sieht der Entwurf für das Kongresszentrum derzeit aus. Foto: Architektur- und Ingenieurbüro Probst-Schmidt-Klima © zgt

Im Stock darüber sieht die Studie derzeit Balkonbereiche, vor allem aber Mehrzweckräume und Büros vor. Aus Sicht des Ideengebers sind gerade diese Räume ein Clou des Vorhaben, könnten sie doch in naher Zukunft unter anderem den Seminaren der Volkshochschule eine Heimstatt bieten.

Die Volkshochschule sei ein „Garant für gute Frequentierung“, argumentiert Jendricke. Zudem nutze die Bildungseinrichtung die Wiedigsburghalle bereits heute für Kurse wie Yoga oder Zumba. Die Anbindung wäre daher ein logischer Schritt, zumal nicht für all diese Kurse tatsächlich die volle Hallenkapazität nötig sei, Mehrzweckräume wie im Kongresszentrum also besser wären. „Der Schulterschluss mit der Volkshochschule ist vor allem auch angesichts der Förderkulisse interessant“, sagt Jendricke über weniger rentierliche Gebäude wie diese, die deshalb auf hohe Zuschüsse aus der Landeskasse hoffen dürfen.

Sein Ansatz ist kein neuer: das ständige Streben nach hohen Fördergeldern. Samt Sanierung der Wiedigsburghalle und ihrer Tiefgarage rechnet der Landrat für das Kongresszentrum aktuell mit Kosten von 10 Millionen Euro. „Würden wir nur die Halle sanieren, könnten wir mit einer 40-prozentigen Förderung aus dem Land rechnen.“ Bei der größeren Variante rechnet Jendricke indes mit 80 Prozent. Für das gleiche Geld bekomme der Südharz daher einen höheren Nutzen, hält er möglichen Skeptikern entgegen und geht noch einen Schritt weiter: Mit schnellen Handgriffen blättert er die Machbarkeitsstudie nur wenige Seiten um. Und präsentiert plötzlich die Zeichnung eines Hotel-Neubaus auf der anderen Seite der Grimmelallee, nördlich zum Badehaus angrenzend.

Diese Idee habe er bereits 2011 einmal angeregt. Durch Pläne Schachtbaus, aus ihrem innerstädtischen Areal ein Hotel zu entwickeln, sei dies jedoch im Sande verlaufen.

Die Idee einer Übernachtungsmöglichkeit, die an das Badehaus andockt, habe er aber nie ganz verworfen, blickt er auf die Skizze mit dem Verbindungsgang zwischen Hotel und Therme. „Das ist ein unschlagbarer Mehrwert und liegt voll im Trend“, verweist der Landrat unter anderem nach Bad Langensalza, wo Therme und Hotel bereits verbunden sind. Ein aktueller Entwurf sieht ein 4-Sterne-Hotel vor, das maximal 60 Zimmern und einem Barbereich samt Frühstücksräumen Platz bieten würde. Jendricke zufolge können die Übernachtungszahlen im Südharz verdoppelt werden, so denn genügend Betten und Anreize bestehen. Die Nähe zum Badehaus, zur Altstadt und zum etwaigen Kongresszentrum wäre ein solcher Anreiz, der Jendrickes Ansicht etwa 9 Millionen Euro kosten dürfte. „Sich aber für die gesamte Region lohnt“, wie er meint. Dafür gelte es nun, auf Werbetour zu gehen, die Idee öffentlich und vor allem mit Stadtrat und Rathaus zu diskutieren. Er sehe die Stadt nämlich mit der Stadtwerke-Gruppe als möglichen Hotelbetreiber.