Erfurt. In Thüringen sind die Preise für Benzin und Diesel enorm gestiegen. Umso wichtiger ist es für Autofahrer, Sprit zu sparen. Dafür gibt es diese Experten-Tipps.

Die extrem gestiegenen Spritpreise lassen so manchen Autofahrer an der Tankstelle zusammenzucken. Immer häufiger werden große Umwege zu billigeren Tankstellen gemacht, teils bis ins Ausland. Doch das lohnt längst nicht immer. Denn auch wenn die Spritkosten besonders unmittelbar zu spüren sind, machen sie in der Regel nur einen kleinen Teil der Ausgaben pro gefahrenem Kilometer aus.

Zieht man die zuletzt gemeldeten Spritpreise von gut 2,20 Euro pro Liter Super E10 heran, ergeben sich für einen typischen neuen Benziner der Kompaktklasse mit 5,5 Litern Verbrauch und einer jährlichen Fahrleistung von 12.000 Kilometern, den sein Besitzer vier Jahre behält, Kosten von insgesamt rund 67,2 Cent pro Kilometer. Mit den Spritpreisen des März 2021 - damals kostete E10 nur 1,45 Euro pro Liter - wären es 63,1 Cent pro Kilometer. Die Spritpreisexplosion macht am Ende also einen Unterschied von 4,1 Cent oder gut 6 Prozent pro gefahrenem Kilometer aus.

Wertverlust des Autos verdrängt Spritkosten

Bei einem neuen typischen Diesel der unteren Mittelklasse, der 20.000 Kilometer im Jahr fährt, vier Jahre gehalten wird und 4,5 Liter pro 100 Kilometer verbraucht, sind es aktuell 69,1 Cent pro Kilometer. Mit den Preisen des März 2021 wären es 64,5 Cent - ein Unterschied von rund 7 Prozent.

Entscheidender Grund ist, dass in beiden Fällen der Wertverlust des Autos die Spritkosten in den Hintergrund drängt. Hinzu kommen außerdem noch Fixkosten wie die Versicherung, weitere Betriebskosten vom Motoröl bis zur Wagenwäsche sowie Werkstattbesuche und Reifenverschleiß.

Bei Gebrauchtwagen ist der Wertverlust deutlich geringer, was auch die Kosten pro gefahrenem Kilometer deutlich senkt. Allerdings lasse sich der Wertverlust hier auch nur grob prognostizieren, betont man beim ADAC. Zumindest einen guten Anhaltspunkt bieten die Modellrechnungen dennoch: Wer ein vier Jahre altes Auto kauft und weitere vier Jahre fährt, kommt bei einem ähnlichen Diesel der unteren Mittelklasse mit Spritpreisen des vergangenen März demnach auf 34,3 Cent pro Kilometer. Aktuell wären es 39 Cent - ein Unterschied von gut 13 Prozent. Bei der Gebrauchtversion des Kompaktklasse-Benziners wären es mit Preisen des März 2021 noch 37,6 Cent pro Kilometer - jetzt sind es 41,2 Cent oder knapp 10 Prozent mehr.

All diese Werte sind natürlich nur Anhaltspunkte. Auch weil der individuelle Spritverbrauch je nach Strecke und Fahrergewohnheiten abweicht und natürlich andere Autos mit abweichendem Alter zu anderen Werten führen. Dennoch: Selbst die aktuell exorbitanten Spritpreise machen Autofahren am Ende nur graduell teurer. Die Fahrt zur Tankstelle tut trotzdem weh. Oliver Reidegeld vom ADAC Hessen-Thüringen und Ines Rutschmann vom Online-Verbrauchermagazin Finanztip wollen deshalb mit folgenden Tipps für eine spritsparende Fahrweise Abhilfe schaffen.

Richtig bremsen und beschleunigen

Da ist zum Beispiel die Drehzahl. Sie sollte möglichst nicht über 2000 Umdrehungen pro Minute liegen, erklärt Reidegeld. Lieber etwas früher hochschalten. Auch das "Segeln", also das antrieblose Gleiten, klingt nicht nur nett. Es schone auch den Geldbeutel, sagt Reidegeld. Beim Heranrollen etwa an eine Ampel sollte man dagegen nicht in den Leerlauf schalten oder die Kupplung treten, sondern die Motorbremswirkung nutzen.

Apropos Bremsen: "Das kostet immer viel Energie", sagt der Experte. Heißt: Eine vorausschauende Fahrweise hilft beim Spritsparen. Das gilt beim Bremsen und ebenso beim Beschleunigen. Der Tipp hier: Auf der Autobahn zügig die gewünschte Fahrtgeschwindigkeit erreichen und dann möglichst wenig bremsen und beschleunigen – natürlich nur, wenn es die Verkehrslage erlaubt.

Weniger fahren und mehr vergleichen

Immer erlaubt ist es, das Auto stehen zu lassen. Mehrere kürzere Fahrten ließen sich auch zu einer langen verbinden, schlägt Oliver Reidegeld vor. Speziell für Thüringen verweist die gebürtige Thüringerin Ines Rutschmann auf das Bahnliniennetz. Das sei, zumindest was die Städte betrifft, besser als sein Ruf, sagt sie. Außerdem können in den meisten Zügen Fahrräder mitgenommen werden.

Wer nicht auf das Auto verzichten kann, sollte eine der vielen Gratis-Tank-Apps nutzen, mit denen sich die Preise zwischen den Tankstellen in Echtzeit vergleichen lassen. "Das erhöht nebenbei den Wettbewerb zwischen den Anbietern", so Reidegeld.

Weil die Spritpreise im Tagesverlauf stark schwanken, tankt man am besten zwischen 18 und 22 Uhr. Gerade vormittags und zu typischen Feierabendzeiten gibt es oft Preisspitzen. Am späten Abend und nachts sorgen die vielen geschlossenen Tankstellen für relativ hohe Preise.

Raus mit unnötigem Gepäck

Ein weiterer, vielfach unterschätzter Kostenfaktor ist laut ADAC unnötiges Gepäck. "Jede nicht gebrauchte Ladung sollte raus aus dem Auto", betont Reidegeld. Sein Verband rechnet in diesem Zusammenhang vor: 100 Kilo Last bedeuteten im Schnitt etwa 0,3 Liter mehr Kraftstoffverbrauch auf 100 Kilometer.

Kleine Änderungen im Alltag auf einen Blick

  • Teure Kraftstoffsorten vermeiden
  • Nicht an der Autobahn tanken
  • In Fahrgemeinschaften Spritkosten mit anderen teilen
  • Auto häufiger stehen lassen und stattdessen für Einkäufe im Baumarkt Lastenfahrräder zur Miete nutzen
  • Im Leerlauf den Motor ausschalten
  • Unnötige elektrische Verbraucher wie Beleuchtung, Lüfter oder Klimaanlage auf das notwendige Maß reduzieren
  • Keine Dachträger verwenden
  • Energiesparreifen nutzen
  • Auf den richtigen Luftdruck der Reifen achten bzw. den Luftwiderstand verbessern
  • Das Auto pflegen, ihm Gutes tun und regelmäßig warten

Das könnte Sie auch interessieren:

Studie: Allmählich wieder mehr Rabatt für Neuwagen

Initiative: Verbraucher sollen über Lebensmittel bestimmen

Neues Gesetz: Das ändert sich für Ihren Handytarif

Inflation wieder über 5 Prozent - Weiterer Anstieg erwartet