Berlin. Im Auto ist man sicher vor Gewittern, so die landläufige Meinung. Aber stimmt das? So sollten sich Autofahrer bei Gewittern verhalten.

Den Tipp, das man im Auto vor einem Gewitter sicher ist, hat wohl jeder schon einmal gehört. Tatsächlich ist ein Auto ein sogenannter Faradayscher Käfig, der in der Regel vor Blitzen schützt. Doch das ist nicht immer der Fall.

Und auch Unwetter nur selten für Blitzeinschläge in Autos sorgen, gibt es dennoch Gefahren für Verkehrsteilnehmer. Neben schlechter Sicht und Hagelschauern können auch Sturmböen, Aquaplaning, abgerissene Äste und andere Hindernisse auf der Fahrbahn gefährlich werden. Lesen Sie hier, welche Regeln Sie als Autofahrer beachten sollten, um sicher ans Ziel zu kommen.

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Schutz vor Gewitter im Auto: Ist das sicher?

Theoretisch kann ein Blitz auch in ein Auto einschlagen, ohne dass die Insassen verletzt werden. Die Karosserie eines Autos wirkt wie ein schützender Faradayscher Käfig, der die elektrische Entladung um die Insassen herumleitet. Gleiches gilt für Cabrios, sofern das Dach geschlossen ist. Auch Antennen sollten eingefahren werden.

Vorsicht ist dagegen bei Wohnmobilen und Wohnwagen aus Vollkunststoff geboten. Fahrzeuge aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) bieten keinen Blitzschutz.

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Fahren bei Unwetter: Faustregel

Wer bei Gewitter und starkem Wind am Steuer sitzt, sollte höchste Aufmerksamkeit walten lassen. Die wichtigste Regel lautet: Tempo drosseln und sich nicht durch laute Musik oder Gespräche ablenken lassen. Je langsamer Sie fahren, desto besser können Sie am Steuer reagieren. Halten Sie beide Hände fest am Lenkrad. Wenn Ihr Auto plötzlich von einer Windböe erfasst wird, lenken Sie angemessen und sanft gegen.

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Autofahren bei Sturm: Tipps für Autofahrer

Vermeiden Sie zu starkes Gegenlenken, da dies zu Verkehrsunfällen führen kann. Wenn der Luftstrom plötzlich abreißt, kann das Auto in den Graben oder auf die Gegenfahrbahn geraten. Lenken Sie deshalb mit Fingerspitzengefühl und bleiben Sie möglichst mittig auf der Fahrbahn, damit Sie bei plötzlich auftretenden Böen nach beiden Seiten ausweichen können.

Beachten Sie auch, dass Aufbauten wie Dachboxen oder auf dem Dach montierte Fahrräder die Angriffsfläche für den Wind vergrößern können. Fahren Sie deshalb mit Gepäck besonders vorsichtig und langsam.

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Starkregen und Hagel: So reagieren Sie richtig

Sommergewitter entwickeln sich oft zu Unwettern mit Starkregen und Hagelstürmen. Letztere haben Hagelkörner von fünf Millimeter bis über zehn Zentimeter im Gepäck. Kleine Hagelkörner stellen für Autolacke und -scheiben kein Problem dar.

Erreicht der Hagel jedoch einen Durchmesser von vier Zentimetern oder mehr, können tiefe Dellen im Blech entstehen und die Scheiben beschädigt oder durchschlagen werden. Wenn das Fahrzeug in ein solches Unwetter gerät, gilt vor allem: Gas wegnehmen, Sicherheitsabstand zum Vordermann vergrößern.

Autos fahren bei starkem Regen durch tiefe Pfützen.
Autos fahren bei starkem Regen durch tiefe Pfützen. © Annette Riedl/dpa/Symbolbild

Wer in Unterführungen, Tunneln oder unter Brücken Schutz suchen will, muss das dem nachfolgenden Verkehr in jedem Fall durch Einschalten der Warnblinkanlage deutlich machen. Bei extremen Sichtbehinderungen ist das Anhalten im Halte- und Parkverbot erlaubt. Vorsorglich können auch Decken und Gummispanner im Kofferraum mitgeführt werden, um das Fahrzeug im Notfall abdecken zu können.

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Aquaplaning: Diese Gefahr droht beim Autofahren

Auf nasser Fahrbahn besteht die Gefahr des Aquaplanings. Besonders groß ist diese Gefahr in Bereichen, in denen Regenwasser nicht richtig abfließen kann, wie zum Beispiel Senken, Unterführungen, Spurrillen oder Kurven. Das Reifenprofil kann dann das Wasser nicht mehr verdrängen und das Auto schwimmt auf.

In einer solchen Situation ist es wichtig, Ruhe zu bewahren. Befolgen Sie dann diese Tipps:

  • Nehmen Sie den Fuß vom Gas und vermeiden Sie abruptes Bremsen und Lenken.
  • Lassen Sie das Auto ohne hektische Manöver ausgekuppelt rollen, bis die Reifen wieder Kontakt zur Straße haben.
  • Bei Autos mit Automatikgetriebe sollten Sie den Fuß behutsam vom Gas nehmen.

Anzeichen für Aquaplaning sind zum Beispiel, dass das vorausfahrende Fahrzeug keine Fahrspur hinterlässt, die Lenkung unruhig wird oder der Motor durchdreht.

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Nebelleuchten oder Abblendlicht – keinesfalls Fernlicht

Wenn die feuchte Luft am Abend abkühlt, bildet sich am Boden oft eine wolkenartige Hülle – Nebel. Die graue Wolke schränkt die Sicht der Autofahrer erheblich ein. Umso wichtiger ist es, die Nebelschlussleuchte einzuschalten, damit der Hintermann Sie besser sieht. Bei dichtem Nebel können Sie auch die Warnblinkanlage oder den Blinker einschalten. Auf keinen Fall sollte mit Fernlicht gefahren werden. Denn die feinen Wassertropfen im Nebel reflektieren das Fernlicht und blenden den Fahrer.

Ansonsten gilt: Langsam fahren und einen größeren Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug einhalten, damit im Notfall mehr Zeit zum Reagieren bleibt. Auch die Geschwindigkeitsanzeige sollte immer im Auge behalten werden. Denn ohne den Bezug zur Umgebung geht auch das Gefühl für die Fahrgeschwindigkeit verloren. Viele Autofahrer neigen dann dazu, zu viel Gas zu geben. Verlassen Sie sich also nicht nur auf Ihr Gefühl, sondern kontrollieren Sie Ihre Geschwindigkeit mit einem Blick auf den Tacho.

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Überflutete Straßen mit Vorsicht passieren

Bei starkem Regen sollten überflutete Straßenabschnitte und Unterführungen gemieden werden. Wenn die Wassertiefe nicht genau abgeschätzt werden kann, ist es besser anzuhalten und umzukehren. Besondere Vorsicht ist dort geboten, wo Schlamm und Geröll auf die Straße gespült werden. In solchen Situationen kann der Untergrund so rutschig sein, dass schon eine leichte Strömung das Auto von der Straße reißt.

Fahren Sie nicht mit zu viel Schwung durch tiefe Wasserstellen, da dies zu Motorschäden durch Spritzwasser führen kann. Als Faustregel gilt: Den Fahrzeugschweller nicht oder nur wenig eintauchen und langsam fahren, so der ADAC.

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